Warum die kritische Infrastruktur so verwundbar ist
n-tv
Nach den Lecks in den Ostsee-Pipelines und der Sabotage bei der Deutschen Bahn werden Rufe nach mehr Schutz für Deutschlands kritische Infrastruktur laut. Wie diese bisher geschützt wird, woran es hapert und was sich ändern ließe.
Ende September werden vier Unterwasser-Lecks an den Nord-Stream-Pipelines entdeckt, NATO und EU gehen von Sabotage aus. Am Wochenende werden Kabel für den Bahn-Funk beschädigt, stundenlang liegt fast der gesamte Zugverkehr in mehreren Bundesländern lahm. Verkehrsminister Volker Wissing und die Bahn sprechen von Sabotage. Schmerzlich offenbart sich die Verwundbarkeit unserer kritischen Infrastruktur. Ein Teil des Problems ist hausgemacht.
Die kritische Infrastruktur flächendeckend zu überwachen, ist schlicht unmöglich. Die Kabelstränge für den Bahn-Funk etwa verlaufen quer durch die Republik, wie Michael Wiesner, Sprecher der AG Kritis, im Gespräch mit ntv.de klarstellt. Ziel der unabhängigen Arbeitsgruppe ist nach eigenen Angaben mehr Versorgungssicherheit für die Bevölkerung durch mehr IT-Sicherheit. "Für den aktuellen Sabotageakt wurde nach vorliegenden Informationen ein Kabelschacht geöffnet, der bereits durch ein großes Gewicht zusätzlich geschützt war; es muss also mit großem Gerät vorgegangen worden sein - davor kann man sich nicht mehr schützen", sagt Wiesner.
Umso wichtiger seien jedoch Sicherheitsmaßnahmen, die verhindern, dass eine vereinzelte Störung zu einem Totalausfall führt, betont Wiesner. Auch bei Durchtrennung mehrerer Kabel müsse der Betrieb weiter funktionieren. Der IT-Sicherheitsexperte spricht von mehrfachen Redundanzen. "Das ist bei der Bahn aktuell scheinbar nicht gegeben - es genügte, lediglich zwei Kabel zu kappen."