
Warum der Ostseedorsch vom Giganten zu Tellergröße schrumpfte
n-tv
Dorsche kommen in der Ostsee nicht nur seltener vor als früher, sie sind auch bedeutend kleiner: Ihr Erbgut hat sich durch jahrzehntelange Überfischung verändert. Nun pflanzen sich die Dorsche bei immer geringerer Größe fort - das ist ein Überlebensvorteil, aber "ökologisch hochdramatisch".
Überfischung hat sowohl die Bestände an Dorschen in der Ostsee als auch die Größe der Fische stark vermindert. Sie seien heutzutage viel seltener und kleiner als früher, teilte das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel mit. Mit über einem Meter Länge bei bis zu 40 Kilogramm Gewicht sei der östliche Ostseedorsch früher ein Gigant gewesen. "Heute würde ein ausgewachsener Dorsch auf einen Teller passen." Der gezielte Fang ist aufgrund des Zusammenbruchs der Bestände aber seit 2019 verboten.
Im Zusammenspiel mit Umweltveränderungen habe sich die jahrzehntelange intensive Befischung gravierend auf das Erbgut der Fische ausgewirkt, berichtet ein Forschungsteam im Fachjournal "Science Advances". Dadurch würden die Fische bei immer geringerer Größe geschlechtsreif und pflanzen sich schon bei unter 20 Zentimetern Länge fort.
"Wenn über Jahre hinweg bevorzugt die größten Tiere weggefangen werden, gibt das den kleineren, schneller reifen Individuen einen evolutionären Vorteil", sagte Thorsten Reusch, Leiter des Forschungsbereichs Marine Ökologie am Geomar. "Was wir beobachten, ist eine durch Menschen ausgelöste Evolution - fischereiinduzierte Selektion."
