Warum das Öl-Embargo immer mehr verwässert
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Die EU will nun doch noch russische Öl-Importe boykottieren, zunächst allerdings nur die Einfuhren per Schiff. Was hinter dem Kompromiss steckt und mit welcher Wirkung noch zu rechnen ist, erklärt IfW-Ökonom Klaus-Jürgen Gern.
Nach zähem Ringen zeichnet sich nun doch noch ein Öl-Embargo der EU ab, allerdings ein stark eingeschränktes. Lieferungen über Pipelines sollen laut einem Entwurf der EU-Gipfelerklärung zunächst ausgeschlossen werden. Damit wären weit mehr als ein Drittel der russischen Öl-Importe von dem Embargo ausgenommen, wie Klaus-Jürgen Gern erläutert, der am Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel die Analyse der Rohstoffmärkte und die internationale Konjunkturprognose leitet.
Das Verhältnis ein Drittel per Pipeline, zwei Drittel per Schiff habe vor dem Ukraine-Krieg gegolten, stellt er im Gespräch mit ntv.de klar. "Die EU importiert inzwischen etwa ein Drittel weniger Öl aus Russland, dabei sind insbesondere auch die Schiffslieferungen deutlich zurückgegangen und durch Importe aus anderen Regionen ersetzt worden", erklärt Gern. "So dürfte ihr Anteil an den Öl-Importen aus Russland zuletzt gesunken sein."
Ein komplettes Embargo blockierte vor allem Ungarn. Der Vorsitzende der EVP-Fraktion im EU-Parlament, Manfred Weber, forderte deshalb ein Embargo zur Not auch ohne Ungarn. "Ich bin es ehrlich gesagt leid, dass wir uns von Viktor Orbán die Geschwindigkeit diktieren lassen", sagte der CSU-Politiker im "ntv Frühstart". "Wenn Ungarn nicht bereit ist, die Blockade aufzugeben, muss es möglich sein, den Langsamsten zurückzulassen, damit der Rest der EU vorangehen kann."
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