
Warum Dürre nicht gleich Dürre ist
n-tv
Sommer sind einfach Sommer - das galt in Deutschland jahrelang. Seit einiger Zeit aber gibt es auch hierzulande immer wieder Hitzewellen, Dürreperioden und Wassermangel. Zeit für einen differenzierten Blick.
Wenn der Boden so knattertrocken ist, dass er aufreißt, bekommt das Wort Erdkruste eine ganz andere Bedeutung. Immer häufiger herrscht auch in Deutschland eine solche Trockenheit, dass Flüssen das Wasser fehlt und Pflanzen auf den Äckern darben. Experten unterscheiden vier Arten von Dürren, wie Klimaforscher Harald Kunstmann vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Uni Augsburg sagt. Als meteorologische Dürre wird dabei der Mangel an Niederschlag im Vergleich zu einer Referenzperiode bezeichnet. Das könnten zum Beispiel 30 Jahre sein, wie Kunstmann erklärt. "Das kann von Land zu Land unterschiedlich sein." In manchen Regionen lägen gar keine ausreichenden Daten über solch lange Zeitreihen vor.
Bei den drei anderen Dürren geht es Kunstmann zufolge vor allem um deren Auswirkungen: Bei hydrologischer Dürre würden zum Beispiel Effekte unzureichender Schneeschmelze auf die Pegelstände von Seen und Flüssen betrachtet - ein Phänomen, das gerade am Po in Italien zu sehen ist. Laut der Definition des Deutschen Wetterdienstes (DWD) spricht man von hydrologischer Dürre, wenn es mindestens vier Monate trockener ist als üblich. Von landwirtschaftlicher Dürre ist schon nach zwei Monaten die Rede. Dann drohen Ernteeinbußen. Die sozioökonomische Dürre tritt für den Wetterdienst ab einem Jahr Wassermangel ein, der die produzierende Wirtschaft bremst. Im Grunde seien das die Folgen der anderen Dürrearten etwa auf das Angebot von Gemüse, Fisch, Wasserkraft, sagt Kunstmann.
Hier stelle sich auch die Frage, wie der Mensch eingreifen kann - zum Beispiel dürreresistentes Saatgut verwenden oder Felder bewässern. Nicht automatisch aber werde aus einem Niederschlagsdefizit ein Defizit an Bodenfeuchte, macht der Fachmann klar. "So einfach ist das nicht." Am besten für den Boden sei jeden Tag ein bisschen Landregen. Es komme bei Trockenperioden immer darauf an, wie der Niederschlag zeitlich versetzt fällt und wie die Pflanzen wachsen. "Das kann für Mais was anderes bedeuten als für Raps."
