War da was?
Frankfurter Rundschau
Die erste AugmentedReality Biennale in Düsseldorf beschäftigt sich mit den Ausdrucksformen der digitalen Kunst. Das ist spaßig, aber leider auch völlig harmlos
Blaue Blasen fliegen durch die Luft. Da oben, da hinten, auf dem Kopf, auf der Brust, im Gesicht. Man spürt sie nicht. Man sieht sie nicht mal. Und doch sind sie nachher ganz deutlich auf einem Foto abgebildet. Da war was. War da was? Und wie ist es mit diesem komischen Wurmwesen mit der langen spitzen Nase und den lustigen Augen? Es schwebt oben am Himmel - zumindest wenn man ihn durch ein Tablet oder ein Smartphone betrachtet. Zauberei? Es handelt sich um Augmented Reality, erweiterte Realität, also etwas, das nur im virtuellen Raum existiert. Man kennt das von Fußballübertragungen, wenn mithilfe eines Kreises oder einer Linie Entfernungen bei Freistößen eingeblendet werden.
Dass sich Kunst mittlerweile auch dort abspielt, wo man sie nicht anfassen kann, ist fast schon wieder ein alter Hut, NFTs, Non-Fungible Tokens, also nicht ersetzbare, digital geschützte Objekte, bringen mittlerweile Millionen ein, Museen stellen statt konkreter Werke immer häufiger VR-Brillen zur Verfügung, und das hat Vorteile. Man spart sich als Sammler und Institution Lagerräume und Transportkosten; die Umwelt wird geschont. Dass das Werk nur auf dem Bildschirm existiert, könnte man vermutlich philosophisch ausdifferenzieren (Gibt es die Kunst auch dann noch, wenn man den Bildschirm ausschaltet?). Oder man hält diese Gattung für eine charmante Spielerei.
Die erste AR-Biennale des Düsseldorfer NRW-Forums ist genau das: eine staunenswerte, wenngleich völlig harmlose Spielerei. Insgesamt 19 internationale Künstlerinnen und Künstler zeigen digitale Skulpturen im öffentlichen Raum, genauer: im Ehrenhof und im Hofgarten.