Waldbrände in Griechenland: Zuviel Polizei, zu wenig Feuerwehr
DW
Überall in Europa brennt es. Auch vor den Toren Athens kämpfen Feuerwehrleute gegen die Flammen. Doch anstatt massiv in den Brandschutz zu investieren, kümmert sich die Regierung lieber um die Polizei.
Flammen erhellen den Nachthimmel von Athen. Hinter dem 2500 Jahre alten Parthenon, dem Wahrzeichen der berühmten Athener Akropolis, bilden die Flammen einen apokalyptisch anmutenden Hintergrund. Eigentlich war es nur ein kleiner Flächenbrand im Vorort Penteli, nordöstlich der griechischen Hauptstadt. Doch der Ort ist dem eng bebauten Zentrum so nah, dass die Feuer in der Stadt gut sichtbar sind. Angefacht von starken Winden, die immer wieder die Richtung wechselten, breitete sich der Brand über große Teil des bewaldeten Hügels aus.
Um die Flammen zu bekämpfen und von Athen fernzuhalten waren drei Löschflugzeuge im Einsatz, fünf Hubschrauber, 120 Löschhelikopter und 485 Feuerwehrleute, unterstützt von der freiwilligen Feuerwehr. Als der Brand am Mittwoch Mittag (20.07.2022) unter Kontrolle war, waren etliche Häuser von den Flammen zerstört worden. Die griechische Tageszeitung Kathimerini berichtete, dass mindestens 34 Menschen mit Atemproblemen oder Brandwunden ärztlich versorgt werden mussten. Insgesamt waren etwa 40.000 Menschen betroffen.
Jedes Jahr brennt es in Griechenland. Doch Umweltschützer warnen schon lange, dass es immer öfter brennt und die Feuer durch langanhaltende Hitzeperioden intensiver werden. Schon in den ersten drei Monaten des Jahres hat sich die Anzahl der Waldbrände laut einer Studie des Europäischen Waldbrandinformationssystems (EFFIS) im Vergleich zu den Jahren 2008 bis 2021 drastisch erhöht. Die Menschen in Griechenland spüren den Unterschied. Die Feuer rücken näher an das Leben heran, das hat das vergangene Jahr gezeigt. Der Journalist Thodoris Chondrogiannis schreibt in einem Erlebnisbericht, wie er den Rauch in seinem Schlafzimmer riechen kann: "Zum ersten Mal frage ich mich ganz praktisch: Was muss ich, oder viel besser, was kann ich mitnehmen, wenn mein Haus in Flammen aufgeht?"
Die Brände des Sommers 2021 haben den bewaldeten Norden der Insel Euböa zu großen Teilen zerstört. Die Feuer um die Hauptstadt Athen wüteten wochenlang und zerstörten Häuser und Wälder. Noch immer führen die Straßen und Bahntrassen gen Norden durch viele Hektar, auf denen ascheschwarze Baumstämme davor warnen, wie es nun auch in Penteli aussehen wird, oder in Rethimno auf Kreta, wo es letzte Woche brannte. Damals berichteten die Medien von landesweit 51 Waldbränden innerhalb von 24 Stunden.
Doch die Regierung scheint den Ernst der Lage nicht erkannt zu haben - oder sie hat andere Prioritäten. Statt zusätzliche Feuerwehrleute einzustellen, beschäftigt sie mehr Polizisten und staatlich bezahlte Priester. Seit der Übernahme der Regierungsgeschäfte durch Premierminister Kyriakos Mitsotakis haben die Investitionen in die Sicherheitskräfte überproportional zugenommen. Heute kommen in Griechenland 500 Polizeibeamte auf 100.000 Einwohner. Der EU-Durchschnitt liegt bei knapp über 300. Auch deswegen kritisieren User in den sozialen Netzwerken den griechischen Bürgerschutzminister, Takis Theodorikakos. Dieser twitterte am Dienstag ein Foto von Polizisten, die einen kleinen Brand löschen und gratulierte ihnen zu ihrer Arbeit.