Waffenhändler wider Willen
Die Welt
Seine Zeit in Deutschland war zuletzt eine Achterbahnfahrt: erst ignoriert, dann respektiert, am Ende vor allem kritisiert. Jetzt hat Kiew Botschafter Andrij Melnyk zurückbeordert. Und muss dort jemanden finden, der die Ukraine in Berlin so vehement vertreten wird wie er.
In den vergangenen sieben Jahren hatte die Ukraine zwei Botschafter in Deutschland. Beide hießen Andrij Melnyk. Der erste Botschafter amtierte etwa bis ins Jahr 2020, er war ein Bilderbuch-Diplomat. Perfekt sitzender Anzug, akkurat gestutzter Bart, Einstecktuch, so bewegte sich Melnyk bei Besuchen ukrainischer Spitzenpolitiker in Berlin im Hintergrund – oder begrüßte bei Konzerten ukrainischer Musiker in der Philharmonie galant jeden einzelnen Gast und sprach mit sanfter Stimme ein paar nette Worte. Was man von Botschaftern eben erwartet.
Nur allmählich verwandelte sich der Leisetreter-Vertreter seines Landes in eine streitbare öffentliche Person und schließlich in den einzigen Botschafter in Deutschland mit Prominenten-Status, dessen Worte so wirkmächtig wurden, dass sie ihn am Ende selbst zu Fall brachten.