Vor Olympischen Spielen in China: Felix Neureuther äußert bösen Corona-Verdacht
RTL
Deutschlands ehemalige Skistar Felix Neureuther warnt von Coronatest-Manipulationen bei den Olympischen Spielen in Peking.
Der Countdown für die Olympische Spiele läuft. Am 4. Februar wird das größte Sportfest der Welt in der chinesischen Hauptstadt Peking eröffnet. Die Vorfreude wird aber mächtig getrübt. Zu viele negative Schlagzeilen werden produziert. Im exklusiven Gespräch mit RTL/ntv spricht Ex-Ski-Star Felix Neureuther Klartext und äußerst große Sorgen vor manipulierten Corona-Tests in China.
Felix Neureuther hat sich den Olympischen Traum erfüllt. Zweimal sogar, auch wenn am Ende weder 2010 in Vancouver noch 2014 in Sotschi ein Medaille für den deutschen Ski-Star heraussprang. Und Felix Neureuther hat erlebt, wie es sich anfühlt, wenn Olympische Spiele unbeschwert ausgetragen werden und wie es ist, wenn ein dunkler Schatten über dem größten Sportfest der Welt hängt. So wie in Russland vor acht Jahren. Der Gigantismus der Gastgeber wurde zum großen Thema, auch über die Ignoranz gegenüber des Umwelt- und Naturschutzes.
Noch größer wurde der Schatten über Sotschi allerdings erst im Nachgang. Die Enthüllungen über das russische Staatsdoping erschütterten die Sportwelt – nachhaltig. Nun geht es für die olympischen Athleten und Athletinnen nach China. Und die Vorfreude bei vielen Startern quer über die Nationen hinweg ist mindestens mal gedämpft. Da ist natürlich die Sorge vor einer Coronainfektion, da ist aber auch die Angst vor manipulierten Proben, vor Überwachung und Strafen für kritische Meinungen.
Die indes vertritt Neureuther, der die Spiele als Experte für die ARD begleiten wird. "Mir tut es für jeden Athleten leid, dass diese Spiele mit so viel Negativem behaftet sind. Die Olympische Spiele sollten etwas Großartiges sein, das größte Sportfest der Welt. Und dieses Gefühl wird den Athleten meines Erachtens nun genommen", sagt er gegenüber RTL/ntv.
Allein die Vorbereitung wird extrem getrübt. "Es nehmen auch viele Familienväter teil, die teilweise auf den Kontakt zur eigenen Familie verzichten, um der Gefahr aus dem Weg zu gehen, sich mit Corona zu infizieren." Das seien schon heftige Einschränkungen, findet Neureuther, der selbst übrigens bald zum dritten Mal Papa wird. Die Einschränkungen würden sich in China fortsetzen. Das Land kämpft sehr konsequent gegen die Pandemie. Das weiß auch Neureuther. Allerdings sieht er den Umgang der Führung mit den Menschen sehr kritisch. "So wie die Menschen da behandelt werden, nicht nur aufgrund der Pandemie, das ist für mich nicht vertretbar."
Eine andere große Sorgen der Athleten teilt auch Felix Neureuther, nämlich die vor Manipulationen. Der deutsche Alpin-Direktor Wolfgang Maier hatte das Thema vor zwei Wochen aufgebracht. "Ich finde es verantwortungslos, uns unter den aktuellen Bedingungen dort hinzuschicken", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Ich habe schon im Herbst gefordert, dass klare Regelungen hermüssen, ab welchem CT-Wert ein Test als positiv oder negativ bewertet wird. Aber wir erhalten hierzu keine Informationen." Man sei bei den täglichen Tests vor Ort quasi "einer Willkür" ausgesetzt.
Neureuther dreht das Rad der Sorge nun noch ein wenig weiter. "Wenn du schaust, was in Sotschi passiert ist mit den Dopingproben, das die da durch irgendwelche Wände gereicht wurden, um die positiven Proben negativ zu bekommen, dann muss man sich über alles Gedanken machen! China ist auch ein Land, wo ganz klar vorgegeben ist, dass der sportliche Erfolg einfach vorhanden sein muss. Und da werden die meines Erachtens sicher mit allen Mitteln versuchen diesen sportlichen Erfolg auch zu bekommen", fürchtet Neureuther. "Wie geht es leichter die Konkurrenz auszuschalten als mit einem positiven Corona-Test? Keiner kontrolliert, wie die Tests kontrolliert werden. Es ist ein leichtes diese Spiele zu manipulieren und da muss man meines Erachtens massiv drauf schauen. Sonst werden die Spiele zu einer absoluten Farce."
An eine ehrliche Vorfreude der Athleten glaubt Neureuther wegen der Umstände auch eher nicht. "Letzten Endes werden sie das so angehen, dass sie versuchen, ihre Leistung abzuliefern und dann sind sie wieder weg." Den Olympischen Traum leben, das Olympische Flair erleben, so wie er einst, das werde es dieses Mal nicht geben. "Da gehen die Emotionen komplett verloren …" (tno)