Von Vorlesegöttern, drinnen rauchen und Punk-Atmosphäre
n-tv
Vier Mal im Jahr veranstaltet Rainer Schmidt einen Writers' Thursday. Im 1. OG des Berliner Restaurants Borchardt lesen Schriftsteller, Schauspieler, Musiker aus ihren Werken. Das Publikum? By invitation only und fast ebenso schillernd wie die Akteure. Der Veranstalter selbst würde sich sicher nicht als schillernde Persönlichkeit bezeichnen, er gehört aber zum Programm wie das Amen in der Kirche. Unverwechselbar stellt er seine Gäste vor, fasst deren Bücher in einigen Sätzen zusammen - eine wahre Kunst, wenn man das Tempo seines Vortrags beachtet und die Tatsache, dass er jedes einzelne Buch von vorne bis hinten gelesen hat. Die Freude über seine Veranstaltung, die es seit 2015 - seit einem Jahr auch regelmäßig in Hamburg in den Tonstudios der Clouds Hill Group, in denen schon Die Ärzte und Pete Doherty aufgenommen haben - gibt und die sich wachsender Beliebtheit erfreut, steht ihm dabei ins Gesicht geschrieben. Damit nicht nur die Hauptstädter (oder: geladene Gäste) in das Vergnügen dieser Lesungen kommen, hat Schmidt sein Konzept ausgedehnt: Am 5. Oktober gibt es (im ausverkauften Hamburger Schauspielhaus erstmals) ein "Writers´ Thursday Special" mit Wolfgang Niedecken & Mike Herting, Inga Humpe & Tommi Eckart (2raumwohnung), Stefanie Sargnagel, Charly Hübner, Johann Scheerer und Westbam in Hamburg, weitere sollen folgen. Rainer Schmidt weiß, warum alte Rockstars und das System Buch nicht totzukriegen sind - und erzählt es ntv.de.
ntv.de: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Ihren "Writers' Thursday" zu initiieren?
Rainer Schmidt: Ich hatte einen Roman geschrieben, "Die Cannabis GmbH", den ich für sensationell hielt (lacht), und habe mich gewundert, warum ich eigentlich so selten zu Lesungen eingeladen werde. Daraufhin bin ich damals zu Roland Mary (Anm.d.Red.: Besitzer des Restaurant Borchardt) gegangen, mit dem ich mal ein Sachbuch geschrieben hatte, und habe ihn nach seinem 1. OG gefragt (Anm.d.Red.: Eine große Altbauwohnung für private Feiern), ich wollte mein Buch wirklich gern unter die Leute bringen. Als ich merkte, dass ich bei ihm zunächst nicht auf allzu große Begeisterung stieß, war mir klar: Das reicht wohl nicht. Also habe ich fünf Freundinnen und Freunde aus demselben Verlag gefragt, damals Rogner & Bernhard, ob wir nicht einen Abend über Großstadtfeiern und Drogen machen wollen. Und dabei auch lesen – an einem Donnerstag. So ist der Name entstanden. Das war zunächst nicht als Serie geplant.
Und dann schlug das Ding ein ...