Virologe Drosten warnt vor gefährlichen Doppelbotschaften: "Impfung bremst jedes Virus"
RTL
Auf der heutigen Bundespressekonferenz hat Christian Drosten noch einmal für die Impfung plädiert und vor gefährlichen Doppelbotschaften gewarnt.
Die Sieben-Tage-Inzidenz von 470,6 (Stand: 14. Januar) und über 92.000 Neuinfektionen zeigen: Deutschland befindet sich inmitten der fünften Corona-Welle, die Ende 2021 entdeckte Virus-Mutation Omikron hat das Land fest im Griff. In einer Bundespressekonferenz dazu hat der Virologe Christian Drosten vor allem vor gefährlichen Doppelbotschaften gewarnt – und betont: "Wir kriegen keine Herdenimmunität mit diesen Viren". Aber: Die Impfung bremse jedes Virus. Wieso – und wie er dies erklärt – das sehen Sie im Video.
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Drosten spricht in der Bundespressekonferenz von zwei Doppelbotschaften. "Dieses Virus ist tatsächlich milder in seinem Verlauf, aber es gibt ja viel zu viele Fälle, sodass dann eben dieser Gewinn über die milden Verläufe ausgelöscht wird, weil es zu viele Fälle sind", erklärt der Virologe.
Eine gute Voraussetzung, die Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern in den letzten Wochen einen Vorteil erbracht hat, sei die Tatsache, dass wir schon vor der Omikron-Welle an strengeren Maßnahmen festgehalten haben: "Die Omikron-Wand ist entstanden in Ländern, in denen vorher kaum wirklich Kontaktmaßnahmen noch in Kraft waren, volle Pubs beispielsweise, die Bilder aus England sind ja bekannt. Das war natürlich bei uns anders, weil wir ja im Herbst schon Probleme mit Delta hatten und einige Bundesländer sehr starke Maßnahmen einführen mussten." Dann sei Omikron gekommen und hätte sich nicht so schnell verbreiten können, so Drosten. In diesem Fall spricht er daher von einer guten Voraussetzung, die zu einer ersten Eindämmung der Virus-Variante beigetragen habe.
Die schlechte Voraussetzung und ein großer Nachteil in Deutschland sei allerdings die "zu große Impflücke", besonders weil man mittlerweile wisse, dass eine dritte Impfung essenziell ist für einen Schutz vor Omikron. Drosten weiter: Gerade bei den Über-60-Jährigen seien bisher viel zu wenig Menschen geimpft – was problematisch ist, da es in dieser Bevölkerungsschicht besonders viele Risikopatienten gibt.
Die zweite Doppelbotschaft beschäftigt sich vor allem mit der immer präsenter werdenden Frage, wann denn die endemische Lage eintritt. Der Virologe erklärt: "Wir werden ja nicht auf Dauer über alle paar Monate die gesamte Bevölkerung wieder nachimpfen können, um damit eine Bevölkerungsimmunität oder einen Gemeinschaftsschutz zu erhalten." Irgendwann müsse das Virus Infektionen in der Bevölkerung setzen "und das Virus selbst muss die Immunität der Menschen immer wieder updaten." Das sei eine generelle Weisheit der Infektionsepidemiologie. Heißt: Dass sich Menschen mit Sars-CoV-2 infizieren, ist unumgänglich.
Aber: In Deutschland wird das – eben aufgrund der großen Impflücke – alles andere als leicht werden: "In Ländern wie Südafrika und so weiter, wo sehr viele Infektionen schon gewesen sind – auch zu einem Preis – da ist dieser Prozess weiter fortgeschritten, dieses Erwerben einer immer wieder durch das Virus upgedateten Bevölkerungsimmunität." Hier in Deutschland könne man sich das aber vermutlich noch nicht leisten, so Drosten weiter. "Das Virus muss irgendwann laufen, aber vielleicht darf es das jetzt noch nicht, während es in anderen Ländern schon dazu kommt", sagt der Virologe.
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