Vicki Leandros: Schlager-Diva wird 70
DW
Mit den Hits "Après toi" und "Theo, wir fahr’n nach Lodz", landete Vicki Leandros in den 1970ern in den Charts. Seitdem gilt sie als Stimme der deutsch-griechischen Freundschaft. Jetzt wird die Sängerin 70 Jahre alt.
"Ich glaube, dass man Talent mit Fleiß verbinden muss. Und auch bei den größten Erfolgen habe ich mir immer gedacht, ich muss noch dazu lernen", sagte die Jubilarin Vicki Leandros erst vor wenigen Tagen einem Reporter der Deutschen Presseagentur (dpa). Doch die deutsch-griechische Sängerin blickt auch selbstkritisch auf ihr Leben und ihre Sängerinnenkarriere zurück. Ihr Erfolg hat sie zur Plattenmillionärin gemacht - rund 55 Millionen mal verkauften sich ihre Tonträger weltweit. Sie war beliebt bei allen Generationen, und profitierte davon, dass ihre Landsfrau Nana Moskouri hierzulande schon das Terrain bereitet hatte für Schlagersängerinnen wie sie.
Manche mögen ihre Lieder etwas schmalzig finden. Doch viele ihrer Fans lieben gerade das: ihren romantischen, balladenhaften Stil, mit dem sie ihrer Generation den Traum vom mediterranen Süden näherbrachte. Auch deshalb steht Vicki Leandros heute für die Freundschaft zwischen den beiden Ländern, deren Pässe sie besitzt: Griechenland und Deutschland.
Geboren wurde Vicky Leandros als Vassiliki Papathanasiou am 23. August 1952 auf Korfu. 1958, sie war fünf Jahre alt, ging sie mit ihren Eltern nach Hamburg. Vickys Vater, Leandros Papathanasiou, war Sänger und Produzent. Er trieb ihre Karriere gezielt voran, schickte sie zum Gesangs-, Ballett- und Gitarrenunterricht und half ihr beim Aufbau ihrer Musikkarriere. "Messer, Gabel, Schere, Licht", so hieß ihre Debütsingle, erschienen 1965, die in Deutschland prompt Platz 16 der Charts belegte. Ihr erstes Album "Songs und Folklore" folgte bereits ein Jahr später. Ihre Karriere nahm Fahrt auf. Als die Sängerin mit den typischen langen braunen Haaren und den großen kastanienbraunen Augen 1967 für Luxemburg (Télé Luxembourg) am Grand Prix Eurovision de la Chanson in Wien teilnahm, schmolz das Publikum dahin. Ihr Titel "L'amour est bleu" (Die Liebe ist blau) landete auf Platz vier.
Ihr zweiter Start beim Grand Prix für Luxemburg 1972, dieses Mal in Edinburgh, brachte Vicky Leandros, damals noch keine 20 Jahre alt, dann den Durchbruch: Mit dem von Klaus Munro und ihrem Vater, dem Schlagerstar Leo Leandros komponierten Titel "Après Toi" (Dann kamst du) sang sie sich auf den ersten Platz. Der kommerzielle Erfolg war riesig: Von der Single wurden in zahlreichen Sprachen - zum Beispiel auf Englisch als "Come What May" - mehr als 7,8 Millionen Exemplare verkauft.
Ihr größter Hit in Deutschland aber war "Theo, wir fahr'n nach Lodz". Der Titel hielt sich als einziger Hit von Leandros 1974 viele Wochen auf Platz 1 der deutschen Verkaufshitparade. Das Lied über Theo, diesen unbekannten Mann, und Lodz, diese polnische Stadt, die eigentlich von ihren Bewohnern Wuutsch ausgesprochen wird, brachte Vicki Leandros im deutschsprachigen Raum das Image eines neuen Sterns am Schlagerhimmel. Mit 20 Top-Ten-Hits ist sie in Deutschland wohl von keiner Kollegin geschlagen worden. Weiter ging es 1975 mit: "Ich liebe das Leben", ihr elftes Studienalbum. Der gleichnamige Musiktitel geriet zum Evergreen. Wichtigstes Erfolgsrezept der Sängerin aber war das: Von Mitte der 1960er bis Mitte der 1980er Jahre nahm Leandros die meisten ihrer Singles nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Griechisch, Englisch, Französisch, Niederländisch, Japanisch und Spanisch auf. Diese Vielsprachigkeit garantierte Charterfolge in vielen europäischen Ländern, die mit zahllosen Auszeichnungen belohnt wurden.