
VfL Bochum ohne wärmende Decke
Frankfurter Rundschau
Der Bundesliga-Check, Teil 13: VfL Bochum Schafft der VfL erneut den Kraftakt? Zweifel sind erlaubt
Früher legte sich ganz Bochum gerne unter eine wärmende Decke, auf der das krumme Wort „unabsteigbar“ stand. Jahrzehntelang ging das so und gut an der Castroper Straße, dann ging es stante pede zurück in die Untiefen der zweiten Liga, bald galt man als Fahrstuhlmannschaft. Einen Hauch von „unabsteigbar“ hat sich der Verein für Leibesübungen in letzter Zeit erneut zulegen können. Ja, wer hätte denn gedacht, dass sich die Bochumer nach dem Katastrophenstart in der vergangenem Saison erneut die Erstklassigkeit sichern würden? Kein Mensch, und mit Recht: Der erste Sieg gelang den Westdeutschen tatsächlich erst am elften Spieltag, 2:1 gegen Union Berlin. Ein Drittel der Runde war damit schon gespielt, in den zehn Spielen davor hatten sie sage und staune genau einen Zähler geholt. Damit steigt man normal ab. Die Bochumer nicht, die holten noch weitere 34 Punkte und grinsten von Platz 14 herab.
Wie stark ist der Kader?
Schwer zu sagen, sehr viel besser ist er nicht geworden. Im Vergleich zu den beiden vergangenen Jahren gibt es freilich eine gravierende Unterschied: Von den Leistungsträgern hat praktisch keiner den VfL verlassen, der Bedarf an neuen Stammkräften war logisch geringer. Lediglich Keven Schlotterbeck und Konstantinos Stafylidis zählten zum erweiterten Stammpersonal, 2022 verlor der VfL fast die halbe Startformation. Das gibt den Bundesliganeulingen womöglich etwas Zeit, sich in der neuen Kasse zurechtzufinden. Verstärkung kommt aus der Nähe: Felix Paßlack, seit 2016 bei Borussia Dortmund, kommt vom BVB, um mehr Spielpraxis zu erhalten, der Rechtsverteidiger, 25, kommt bislang nur auf 35 Bundesligaspiele. Ganz ohne Bundesligaerfahrung, aber nicht grün hinter den Ohren sind Matus Bero (Vitesse Arnheim), 137 Spiele in der Eredevise), und Noah Loosli (Grasshoppers Zürich), 101 Spiele in der Schweizer Liga. Und einen Brasilianer haben die Bochumer auch: Bernardo, 28 Jahre alter Innenverteidiger, kommt von RB Salzburg, zwei Jahre hat er auch schon bei RB Leipzig gespielt, von 2016 bis 2018, dann ging er nach England. Sein Vater, ebenfalls Bernardo gerufen, spielte einst beim FC Bayern - aber nur drei Monate, dann flüchtete er zurück nach Sao Paulo. Sieben Profis könnten darüber hinaus noch runter von der Payroll, findet Sportdirektor Marc Lettau.
Worauf steht der Trainer?
Auf dem selben Kraftfußball wie in vergangenen Saison, und auf der Heimstärke. Der VfL Bochum unter Thomas Letsch ist einer unangenehm zu bespielenden Mannschaft geworden, die kratzt und beißt und keinen Ball verloren gibt, schon gar nicht den langen. Das ist positiv. Der lange Hafer findet vorne meist den langen Philip Hofmann, und wenn nicht machen alle anderen Rackerer Jagd auf den zweiten Ball. Letsch bleibt bei seinem 3-5-2-System, seine Spieler geben auf dem Rasen nie Ruhe. Bislang ist der frühere Deutschlehrer an einer Schule in Lissabon angetan von seinem Kader: „Wenn ich sehe, wie wir trainiert und gearbeitet haben, bin ich sehr zufrieden. Bei den Spielen hat es nicht ganz gepasst.“ Selbst wenn die letzten beiden Testspiele verloren gingen, 3:4 gegen Spezia Calcio, 0:1 gegen Parma Calcio. Er fühle sich ein wenig an den vergangenen Winter erinnert, auch da hatten die Bochumer nicht in den Testspielen überzeugen können. Doch im ersten Pflichtspiel feierten sie einen 3:1-Sieg gegen Hertha BSC. „Das sollte uns jetzt wieder Mut machen.“













