VfB Stuttgart: „Haste Scheiße am Fuß...“
Frankfurter Rundschau
Verkorkste Vorrunde, gestörte Wintervorbereitung, keine Tore - die Schwaben hängen durch
Zum ersten Mal in seiner wechselvollen Geschichte hat der VfB Stuttgart vier Bundesligaspiele ohne eigenes Tor aneinandergereiht: 0:5 gegen den FC Bayern, 0:1 beim 1. FC Köln, 0:1 in Fürth, nun 0:3 gegen RB Leipzig bei dessen erstem Auswärtssieg seit einer halben Ewigkeit. Es läuft maximal unrund bei den Schwaben im zweiten Jahr nach dem Aufstieg. Zumindest, was die Punkte und Tore angeht. Denn die Leistung gegen Leipzig war bei weitem nicht so schlecht, wie es das Ergebnis erscheinen lässt. Der Leipziger Torwart Peter Gulacsi rettete mehrfach krakenartig in einem der besten Vorstellungen seiner an guten Spielen gewiss nicht armen Karriere.
Pellegrino Matarazzos Minimal-Statement zum Auftakt der Pressekonferenz war bezeichnend. Der VfB--Trainer war schwer genervt über das Missverhältnis von Aufwand und Ertrag. Seine dürren Worte: „Gute Leistung, leider keine Tore und keine Punkte.“ Später wurde der VfB-Trainer etwas redseliger. Vor allem, als er gefragt wurde, weshalb der VfB über das spielfreie Wochenende Ende Januar ein Trainingslager in Spanien bezieht, nahm er kein Blatt vor den Mund. „Wir wollen das nutzen, als Mannschaft weiter zusammenzuwachsen. Wir haben eine verkorkste Vorrunde erlebt und keine gescheite Wintervorbereitung gehabt.“
Die unverblümte Analyse sagt einiges über das Unbehagen des Fußballlehrers mit der derzeitigen Situation. Eine Situation, die durch den Störfaktor Marc Oliver Kempf unangenehm begleitet wird. Führungsspieler Kempf, ausgebildet bei Eintracht Frankfurt und vor drei Jahren a aus Freiburg nach Stuttgart gekommen, wurde aus dem Kader gestrichen. Es herrsche eine „gewisse Unklarheit, was seine vertragliche Situation angeht“, so Matarazzo schmallippig.
Durchaus nicht unmöglich, dass der VfB Kempf lieber jetzt noch gegen eine Transfersumme loswerden möchte als im Sommer ablösefrei. Hertha BSC hat bereits gesteigertes Interesse an dem Linksfuß ausgerufen, den VfB-Sportchef Sven Mislintat in den Rang eines „Zweikampfmonsters“ erhob.
Die Personalie sollte alsbald geklärt werden, wenngleich die in der Vorsaison als Aufsteiger noch so draufgängerischen und handlungsschnellen Schwaben vor allem drängende Probleme im Offensivbereich erkannt haben. „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß“, kommentierte Mislintat lapidar - und begann dann, ein wahres Loblied auf die Mannschaft anzustimmen, unter anderem unter Verweis darauf, dass RB Leipzig das drei- bis dreieinhalbfache des Gehaltsvolumens zur Verfügung stehe. Da versucht einer, die Stimmung hochzuhalten.