Vettel versteht Sturm auf F1-Strecke, aber ...
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Kurz nach dem Start des Formel-1-Rennens in Silverstone stürmen Demonstrierende auf die Strecke. Ein gefährlicher Protest an einer Stelle, an der Fahrer sonst mit 300 Kilometern pro Stunde unterwegs sind. Trotzdem zeigen die Piloten Verständnis. Allerdings nicht ohne kritische Worte.
Der spektakulär-besorgniserregende Abflug von Guanyu Zhou war nicht der einzige Aufreger der ersten Runde des Großen Preises von Großbritannien. Während dessen Alfa Romeo kopfüber über die Reifenstapel schleudert und erst unmittelbar vor einer vollbesetzten Tribüne im Fangzaun gestoppt wird, überwinden mehrere Demonstrierende an anderer Stelle die Absperrungen und stürmten auf die Formel-1-Strecke. Bilder zeigen, wie Streckenposten mehrere Personen in Gewahrsam nehmen, die Polizei berichtete anschließend von sieben Festnahmen. Die Aktivistengruppe "Just Stop Oil", die eine umgehende Abkehr von der Erdöl-Nutzung fordert, erklärte sich kurz darauf für den Protest verantwortlich.
Wohl auch, weil unmittelbar nach Zhous Unfall die Rote Flagge den rund einstündigen Abbruch einleitete und die Fahrer zum Langsamfahren verpflichtet, geht die öffentlichkeitswirksame Aktion glimpflich aus. Denn auf der Wellington Straight, wo die Protestierenden die Sicherheitsvorkehrungen durchbrechen, steuern die Fahrer üblicherweise mit über 300 Kilometern pro Stunde auf die anspruchsvolle Links-Rechts-Kombination aus Brooklands und Luffield zu. Da der an der Spitze des Feldes fahrende Charles Leclerc die Aktivisten aus dem Cockpit sieht, ist zumindest fraglich, ob diese erst nach dem Abbruch vordringen - oder ob sie sonst bei voller Fahrt auf die Strecke gelaufen wären.
Sebastian Vettel, eine der lautesten Stimmen in der Formel 1 im Kampf gegen die Klimakrise, zeigte im Nachgang dennoch ein gewisses Verständnis für die Protestierenden. "Ich kann ihre Ängste und ihre Sorgen nachvollziehen", sagte der Aston-Martin-Pilot laut "Autosport" nach seinem neunten Platz im zehnten Grand Prix der Saison, und "wer das Ausmaß dieses Problems, auf das wir zusteuern, versteht", der könne sich auch in die "Verzweiflung" einfühlen.