Vergangenheitsbewältigung: Die Last des jüdischen Erbes
DW
Der Dokumentarfilm "Endlich Tacheles" erzählt davon, wie ein Jude der dritten Generation versucht, sich mit einem Computerspiel vom Holocaust zu befreien.
Wer "Tacheles" redet, kommt ohne Umschweife zur Sache. So lautet eine gängige Definition des jiddischen Begriffs, der seinen Ursprung im Hebräischen tachlit (dt. Ziel, Zweck) hat. Auch in der neuen Dokumentation "Endlich Tacheles" der renommierten Berliner Filmemacherinnen Jana Matthes und Andrea Schramm wird Klartext geredet.
"Warum ich der unjüdischste Jude der Welt bin?", fragt darin Yaar, ein junger Jude aus Berlin und Hauptprotagonist des Films. "Fangen wir damit an, dass ich nicht beschnitten bin. Wir haben nie Feste gefeiert, nie koscher gegessen. Meine Freundin ist Deutsche. Ich weiß nichts über das Judentum, kenne nicht mal das Gebet, das an Schabbat gesprochen wird", gibt er zur Antwort und schiebt nach: "Und trotzdem war ich in der Schule manchmal die Judensau." Das sitzt. Es sind diese offenen Worte, die einen nachdenken lassen über ihn, seine Vorfahren, den Holocaust und schließlich über Schuld, Verantwortung und Versöhnung. Was haben junge Leute der dritten Generation heute noch mit der Shoa zu tun, lautet die prekäre Frage, der der Film auf ebenso ungewöhnliche wie emotionale Weise nachgeht.