Verflucht
Süddeutsche Zeitung
Was? Joe Biden hat einen Fox-News-Mitarbeiter "stupid son of a bitch" genannt? Der US-Präsident ist mit seiner Mikrofon-Panne nicht allein. Über persönlichen Ärger im Zeitalter digitaler Dauerüberwachung.
Gewöhnlicherweise verfügt der Mensch über mindestens zwei Identitäten: eine öffentliche und eine private. Öffentlich ist eine Identität zum Beispiel dann, wenn irgendwo ein Lichtlein brennt, am Computer zum Beispiel, an einer Kamera oder an einem Tischmikrofon. Da sollte der Mensch dann schon aufpassen, was er so von sich gibt.
Das Wort "Scheißkerl" (freundlich übersetzt), welches der US-amerikanische Präsident Joe Biden gerade am Rande eines öffentlichen Auftritts vor sich hingenuschelt hat - das war wahrscheinlich eher nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Biden hatte sich zuvor über die Frage eines Fox-News-Mitarbeiters geärgert, ob die Inflation für ihn eine Bürde sei, und da ist ihm "What a stupid son of a bitch" herausgerutscht, was natürlich auch "Kotzbrocken" heißen kann. Er hat es gesagt, obwohl sicher irgendwo ein warnendes Lichtlein brannte.
USA
Bidens derbe Reaktion bei einem Pressetermin war gut hörbar - sein Mikrofon war noch angeschaltet.
Natürlich: Bei Bidens Vorgänger hätte es niemanden gewundert, wenn dieser zum Beispiel einen Mitarbeiter der Washington Post öffentlich so bezeichnet hätte. "Son of a bitch", das passt durchaus in Donald Trumps Vokabular, erst jüngst nannte er den Minderheitsführer des US-Senats, Mitch McConnell, so. Und selbst als der Republikaner mal im Reisebus über eher private Annäherungsversuche Auskunft gab, Details sind an dieser Stelle auszusparen, da machte zwar anschließend ein Mitschnitt davon die Runde (irgendwo war ein Mikro an), zum Präsidenten aber wurde Trump später trotzdem gewählt.