Verfallserscheinungen bei der Werte-Union – „Wie ein totes Pferd“
Frankfurter Rundschau
Die Werte-Union gilt als Plattform für besonders konservative Politiker:innen von CDU und CSU. Ihr neuer Vorsitzende Max Otte sorgt zunehmend für Konflikt.
Berlin – In der Werte-Union wird das spalterische Potenzial der Wahl Max Ottes zum neuen Bundesvorsitzenden immer sichtbarer. Mehrere Landesverbände protestieren gegen den Wechsel an der Spitze der konservativen Gruppierung von Politiker:innen von CDU und CSU. Der Ökonom war Ende Mai auf Alexander Mitsch gefolgt. Das knappe Votum hatte bereits damals für großen Streit gesorgt. Der Fondsmanager Otte war noch bis Januar 2021 Kuratoriumsvorsitzender der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung. Zur Bundestagswahl 2017 soll er bekundet haben, er wähle die AfD. Anfang Juni dieses Jahres ließ er dann wissen, der Grund dafür sei die erneute Kandidatur Merkels gewesen. Jetzt, wo sie nicht mehr zur Wahl stünde, sei das Thema vom Tisch. Den Landesverbänden geht es aber längst nicht nur um Ottes Wahlpräferenzen. Der Vorstand der rheinland-pfälzischen Werte-Union hatte seine Ämter bereits im Juni mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Peter Scholze, bis dahin noch Landesvorsitzender, begründete dies mit der „toxischen“ Wirkung Ottes auf die Wahrnehmung und Akzeptanz der Werteunion. Scholze befürchtet die Herausbildung einer „Bunkermentalität“. „Eine zielführende politische Arbeit im Sinne unseres Gründungsgedankens ist aus unserer Sicht unter diesen Vorzeichen unmöglich geworden“, hieß es in der entsprechenden Erklärung vom 6. Juni. Auch der Vorstand der Werte-Union Baden-Württemberg kündigte nach der Wahl Ottes fast geschlossen seinen Rücktritt an. Gegenüber der dpa sagte der baden-württembergische Vizelandeschef Oliver Kämpf, die von Mitsch gegründete Werte-Union gebe es praktisch nicht mehr. „Der Name ist zerstört.“ Er prognostiziert eine langsame Auflösung der Gruppierung, vor allem im Süden Deutschlands habe es zahlreiche Rück- und Austritte gegeben.More Related News