USA: Freispruch für Todesschützen von Kenosha
ProSieben
Der 18-jährige Kyle R. hatte zwei Black-Lives-Matter-Demonstranten erschossen. Ihm drohte lebenslängliche Haft, doch die Jury sieht es als erwiesen an, dass es Notwehr war.
Im viel beachteten Prozess um den gewaltsamen Tod von zwei Menschen bei Anti-Rassismus-Protesten im vergangenen Jahr ist der Angeklagte freigesprochen worden. Die zwölf Geschworenen am Gericht in der Stadt Kenosha befanden den Schützen Kyle R. am Freitag in allen fünf Anklagepunkten für nicht schuldig.
Der inzwischen 18-jährige Weiße hat die tödlichen Schüsse mit einem Sturmgewehr bei dem Protest im US-Bundesstaat Wisconsin nie bestritten, plädierte aber auf unschuldig. Er berief sich auf sein Recht zur Selbstverteidigung. Nach der Urteilsverkündung rang R. im Gerichtssaal sichtlich erleichtert um Fassung.
Im Gericht und vor dem Gebäude waren zuvor wegen befürchteter Proteste die Sicherheitsmaßnahmen deutlich verschärft worden. Das Urteil könnte Vorwürfen, wonach weiße Angeklagte von der US-Justiz oftmals besser behandelt werden als Schwarze, neuen Rückhalt geben. Der Prozess hat in den USA bereits eine Debatte über das Recht auf Selbstverteidigung und das Recht, eine Waffe zu tragen, ausgelöst.
US-Präsident Joe Biden erklärte: "Obwohl das Urteil in Kenosha bei vielen Amerikanern ein Gefühl des Ärgers und der Sorge zurücklassen wird, und dazu gehöre ich auch, müssen wir anerkennen, das die Geschworenen gesprochen haben." Biden forderte die Bürger auf, ihre Reaktionen zu dem Urteil friedlich und in Einklang mit dem Gesetz auszudrücken. "Gewalt und die Zerstörung von Eigentum haben in unserer Demokratie keinen Platz", erklärte er. Er habe dem Gouverneur von Wisconsin, Tony Evers, jegliche Unterstützung der Bundesregierung zur Einhaltung der öffentlichen Sicherheit zugesagt.