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US-Firmen holen Produktion zurück

US-Firmen holen Produktion zurück

DW
Thursday, December 09, 2021 08:04:04 AM UTC

Wegen Lieferengpässen und mangelnden Produktionskapazitäten im Ausland verlagern immer mehr US-Firmen ihre Fertigung zurück in die USA. Dort angekommen, warten neue Probleme.

Als Johnson & Johnson ihn fallen ließ, war James Wyner tief getroffen. Viele Millionen Dollar hatte seine Firma, der Textilveredler Shawmut Corporation, zuvor an den Aufträgen des Konsumgütergiganten verdient. Doch dann, Mitte der 1990er Jahre, entschied sich der Konzern, die Produktion seiner medizinischen Schutzausrüstung aus Kostengründen nach Asien zu verlagern. 250 Mitarbeiter musste Wyner daraufhin entlassen, seine Fabrik in Massachusetts war plötzlich menschenleer. "Unser Geschäft hat sich von heute auf morgen in Luft aufgelöst", erzählt er dem Wirtschaftsmagazin Fortune.

Jahrzehntelang haben US-Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagert, da ist Johnson & Johnson kein Einzelfall. Viele suchten dort günstige Materialien, die meisten billigere Arbeitskräfte. Die Globalisierung drückte Kosten, vergrößerte Margen und verhalf unzähligen Firmen zu Milliardengewinnen. Bis zuletzt war es ein knallharter Wettbewerb, Lieferketten auf Effizienz zu trimmen.

Wie verwundbar dieses Konstrukt ist, zeigt sich nun in der Pandemie. Ausgerechnet die rasante Erholung der US-amerikanischen Wirtschaft droht den Aufschwung vieler Unternehmen zu torpedieren. Überall mangelt es an Rohstoffen und Lieferanten, Vorprodukte bleiben aus und an Halbleitern fehlt es gleich ganz. Die Corona-Krise zeigt dem Optimierungsdrang der Chef-Etagen ihre Grenzen auf. 

Gerade für kleinere und mittlere US-Unternehmen, jene ohne Preissetzungs- und Einkaufsmacht, werden die gesprengten Lieferketten zunehmend zum Geschäftsrisiko. Denn wo Güter knapp sind, steigen die Preise. Um ganze 8,6 Prozent kletterten die Erzeugerpreise im Oktober, es ist der kräftigste Zuwachs seit Beginn der Statistik im Jahr 2010. Selbst Konzerne ächzen mittlerweile unter den massiven Hürden, die laut Analysten weit bis ins Jahr 2024 anhalten könnten.

Sechs Milliarden Dollar weniger Umsatz verzeichnete der Smartphone-Riese Apple deshalb allein im dritten Quartal. Der Sportartikelausrüster Nike wiederum vermeldete Produktionsausfälle in Vietnam, weshalb bis Jahresende 160 Millionen Schuhe weniger produziert werden. Der Spielwarenkonzern Hasbro leidet unter massiv gestiegenen Frachtkosten, was die Gewinne belastet. Ähnliches auch beim Fleischersatzhersteller Beyond Meat, dessen Aktien auch deshalb immer weiter fallen.

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