US-Experten kritisch über Vakzin von Johnson & Johnson
DW
Wer der Corona-Impfung skeptisch gegenübersteht, dem könnte dieser Bericht Argumente liefern. Auch wenn sich die US-Fachleute um Differenzierung bemühen. Johnson & Johnson verweist auf die Wirksamkeit seines Vakzins.
Ein US-Expertenausschuss hat empfohlen, wegen der Gefahr seltener Blutgerinnsel die Corona-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna dem Vakzin von Johnson & Johnson vorzuziehen. Die 15 Mitglieder des bei der US-Gesundheitsbehörde CDC angesiedelten Beratergremiums sprachen diese Empfehlung einstimmig aus.
Sie würde diesen Impfstoff nicht ihrer Familie empfehlen, sagte die Medizinprofessorin Beth Bell bei der Sitzung mit Blick auf das Vakzin des US-Pharmariesen Johnson & Johnson (J&J). Allerdings könnten andere Menschen "andere Entscheidungen" treffen. Deswegen sollte der Impfstoff weiterhin angeboten werden.
Grund der Bedenken sind sehr selten vorkommende Blutgerinnsel in Verbindung mit einer verringerten Zahl an Blutplättchen nach einer Impfung mit dem J&J-Vakzin. Laut CDC-Zahlen kam es bei rund 16 Millionen Impfungen mit Johnson & Johnson bis zum 9. Dezember zu neun Todesfällen. Bis Ende August wurden demnach 54 solcher Thrombose-Fälle registriert, 36 Patienten mussten ins Krankenhaus. Am höchsten ist das Risiko bei Frauen im Alter zwischen 30 und 49 Jahren. Unter den neun Toten waren aber auch zwei Männer.
Das Vakzin von Johnson & Johnson spielt ohnehin eine untergeordnete Rolle bei der Impfkampagne in den USA: Auf insgesamt 284 Millionen verimpfte Dosen von BioNTech und 186 Millionen Dosen Moderna kommen lediglich 17 Millionen Dosen J&J. Ähnlich ist das Bild in Deutschland: Wurden von dem Impfstoff von BioNTech mehr als 109 Millionen Dosen geliefert, sind es von J&J lediglich rund fünf Millionen.
Gesundheitsbehörden hatten anfangs große Hoffnungen in den Vektorimpfstoff von Johnson & Johnson gesetzt: Nicht nur galt zunächst - anders als bei BioNTech und Moderna - eine Impfdosis als ausreichend. Der Impfstoff muss auch nicht bei so niedrigen Temperaturen gelagert werden wie die mRNA-Vakzine. Das bedeutet eine logistische Hürde weniger.