Union Berlin: Urs Fischer, der Spieler-Flüsterer
DW
Union Berlins Entwicklung in den vergangenen vier Spielzeiten ist geradezu atemberaubend. Maßgeblich daran beteiligt ist Trainer Urs Fischer. Dem 56-Jährigen gelingt es Jahr für Jahr, ein neues Team zu entwickeln.
Vermutlich würde Urs Fischer noch vom Klassenerhalt fabulieren, wenn sein Team auch nach 17 Spieltagen von der Tabellenspitze grüßen würde. Soweit ist es zwar noch lange nicht, aber immerhin nach sieben Spieltagen hat Union Berlin Platz eins wieder für sich reserviert. Denn auch gegen den VfL Wolfsburg gelang den "Eisernen" am Sonntagnachmittag ein 2:0 (0:0)-Erfolg, womit Trainer Fischer und seine Spieler ihre Position aus der Vorwoche bestätigen konnten - und nun sicher nicht ohne Stolz in die Länderspielpause gehen. Jordan Siebatcheu (54. Minute) und Sheraldo Becker (77.) erzielten die Treffer für die Berliner.
Fischer und die Eisernen gefallen sich ausgesprochen gut in der Rolle des ewigen Underdogs, was alle Beteiligten auch ausführlich und bis an die Schmerzgrenze zelebrieren.
Baumeister dieses sportlichen Erfolgs ist vor allem ein Angestellter des Klubs: Urs Fischer. Seit der Schweizer Fußballlehrer in der Saison 2018/19 an der "Alten Försterei" - wie das Stadion der Unioner heißt - übernommen hat, geht es schnurstracks nach oben. Bereits im Mai 2019 konnte er mit seinem Team den erstmaligen Aufstieg des Klubs in die Bundesliga feiern. Fischer ist in der Folge nicht nur der Klassenerhalt gelungen, mittlerweile nehmen die Berliner aus dem Stadtteil Köpenick zum zweiten Mal an einem internationalen Wettbewerb (erst Europa Conference League, jetzt Europa League) teil.
Von diesem Erfolg wissen will Fischer in der Öffentlichkeit allerdings nichts. Er blockt kategorisch alles ab, was ihn und sein Team auch nur in die Nähe eines favorisierten Teams bringen könnte. "Mit dem musst du halt auch umgehen lernen", sagte Fischer jüngst: "Es wird viel berichtet. Aber das darf bei dir nichts auslösen. Du darfst nicht bequem werden. Wir wissen, was wir zu tun haben. Wir müssen immer am Limit sein, um Punkte mitzunehmen."
Wer Spielen der Unioner zuschaut, der darf keine technischen Kabinettstückchen, Traumkombinationen oder ähnliche Dinge, wie sie etwa der FC Bayern München oder Borussia Dortmund in schöner Regelmäßigkeit produzieren, erwarten. Fischers Team steht vielmehr für ehrliche, solide (Fußball-)Arbeit, eine disziplinierte Herangehensweise, viel Laufbereitschaft und Körperlichkeit sowie eine möglichst sehr schwer zu überwindende Defensive. Das ist für Außenstehende oft wenig attraktiv anzuschauen - aber es ist erfolgreich.