UN: Haitis Banden sollen keine Waffen mehr bekommen
DW
Der karibische Krisenstaat Haiti wird von schwerer Bandenkriminalität erschüttert, die sich in den vergangenen Monaten nochmals verschärft hat. Der UN-Sicherheitsrat versucht, dem gegenzusteuern.
Der UN-Sicherheitsrat hat dazu aufgerufen, die Lieferung von kleinkalibrigen Waffen und Munition an "nicht-staatliche Akteure" in Haiti unverzüglich zu stoppen. Die entsprechende Resolution wurde einstimmig in New York angenommen. Sie sieht auch die Möglichkeit vor, Bandenchefs mit individuellen Sanktionen zu belegen. Gleichzeitig beschloss das höchste Gremium der Vereinten Nationen, die UN-Mission in dem von Gewalt und Chaos dominierten Karibikstaat um ein weiteres Jahr bis zum 15. Juli 2023 zu verlängern.
Haiti gilt als das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. In den vergangenen Monaten haben Blutvergießen und Entführungen durch kriminelle Clans noch einmal zugenommen. Viele Einwohner versuchen, ihre Heimat zu verlassen.
Insbesondere die Hauptstadt Port-au-Prince wird von Gewalt erschüttert. In der großen, dicht besiedelten Armensiedlung Cité Soleil am Rande der Stadt kämpfen zwei verfeindete und schwer bewaffnete Banden um Territorium. Die schlecht ausgerüstete Polizei greift nicht ein.
Allein in den vergangenen Tagen wurden dort nach Angaben der UN-Behörde für humanitäre Angelegenheiten, OCHA, fast 100 Menschen getötet und etwa 135 verletzt. "Mindestens 2500 Menschen mussten aufgrund der Kämpfe aus ihren Häusern fliehen", heißt es in einer Mitteilung des lokalen OCHA-Büros. Mitarbeiter der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen berichten, Tausende von Menschen in dem Viertel hätten kein Trinkwasser, keine Nahrung oder medizinische Versorgung.
Der UN-Sicherheitsrat rief zudem alle politischen Akteure in Haiti zu einem Dialog auf, um dem Land wieder Struktur zu geben. Ein Jahr nach der Ermordung des haitianischen Präsidenten Jovenel Moïse ist immer noch kein Nachfolger gewählt worden. Die Tat ist bis heute nicht aufgeklärt.