
Ukrainische Sportler: das Leben mit dem Krieg
DW
Der Krieg in der Ukraine zerstört auch Träume und Hoffnungen von jungen Sportlern. Viele sind mit ihren Familien aus dem Land geflohen. Sie trainieren auch in Deutschland, um ein Stück Normalität zurück zu bekommen.
Ganze fünf Minuten blieben den Burchoks am 24. Februar - dem Tag des Beginns des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Ein sehr kurzer Moment für eine Familie, um über ihr zukünftigen Leben zu entscheiden. Aber der Bombeneinschlag im Nachbarhaus, bei dem der Sohn der Burchoks drei Meter durch die Luft geflogen war, aber wie durch ein Wunder unverletzt blieb, ließ keine andere Wahl.
Die Familie schnappte sich das Nötigste: Geld, Reisepässe, ein paar Klamotten, einen Tennisschläger für Tochter Anna. Die Garage mussten sie mit einer Axt öffnen, weil das Tor durch die Explosion verbogen war. Mit dem Auto ging es aus einem Vorort von Kiew in die westliche Ukraine zu Freunden. "Wir hatten wirklich große Angst. Wir hatten keine andere Wahl", sagt Mutter Olja Burchok der DW. Der Vater, ein Arzt, blieb in der Hauptstadt, um zu helfen.
Mit im spärlichen Gepäck der restlichen Familie: die Träume der Tochter, Tennisprofi zu werden. "Das war schon immer mein großer Wunsch. Tennis ist mein Leben", sagt Anna Burchok. An sechs Tagen in der Woche, jeweils mindestens vier Stunden plus Fitnesstraining hatte die Zwölfjährige bis dahin trainiert. Sie gehörte zu den zehn besten Spielerinnen ihres Jahrgangs in der Ukraine.
Nach einem Monat ohne Training im verhältnismäßig sicheren Westen der Ukraine sind die Burchoks dann nach Leverkusen gereist, wo Anna nun an der Tennisakademie von Robert Orlik beim RTHC Bayer Leverkusen wieder Tennis spielen kann. "Wir sind so dankbar dafür, dass wir hier in Sicherheit sind und so herzlich aufgenommen wurden", sagen Olja und Tochter Anna unisono.
Ebenfalls weit von ihrer Heimat entfernt ist eine U17-Mannschaft aus Kiew, die auf Initiative von Stefan Rönz, Mitglied im Trainerlehrstab im Fußball-Verband Mittelrhein, in der Sportschule Hennef wohnen kann. Der 50-Jährige unterhält seit längerer Zeit gute Kontakte zu Dynamo Kiew und sah sich nach Kriegsausbruch direkt gefordert zu helfen. Im Rahmen einer Hilfsaktion und den Verbindungen zu Wladimir Zharikow, dem Direktor der Jugend-Akademie von Dynamo Kiew und Vizepräsidenten des Fußballverbandes Kiew, kamen auch die 28 Nachwuchsfußballer nach Deutschland.
