Ukraine-Krieg: Wie geschlossen ist der Sport-Boykott gegen Russland und Belarus?
DW
Auch bei der Leichtathletik-WM in Eugene fehlen Aktive aus Russland und Belarus. Was ist aus der Verbannung beider Länder aus dem Sport geworden?
Als russische und belarussische Aktive im März von den Winter-Paralympics in Peking ausgeschlossen wurden, organisierte Russland für sie kurzerhand in Chanty Mansijsk in Sibirien eine Alternativ-Veranstaltung. An den Wettkämpfen nahmen auch Sportlerinnen und Sportler aus Armenien, Kasachstan und Tadschikistan teil. Es wirkte wie eine Trotzreaktion von Präsident Wladimir Putin, der sich einst so gerne im Glanz russischer Erfolge bei internationalen Wettkämpfen sonnte. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine dauert nun schon fast fünf Monate an. Und die Zahl der sportlichen Wettbewerbe, an denen Aktive aus Russland und Belarus nicht teilnehmen durften war viel zu groß, als dass Putin und Co. für jeden ausgefallenen Wettkampf eine Alternative hätten auf die Beine stellen können.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) empfahl am 28. Februar, vier Tage nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, "internationalen Sportverbänden und Organisatoren von Sportereignissen, russische Athleten und Offizielle nicht zu internationalen Wettbewerben einzuladen und an ihnen teilnehmen zu lassen". Verbände, denen dies nicht möglich sei, sollten Athletinnen und Athleten aus Russland oder Belarus nur unter neutralem Status starten lassen, nicht für ihr Land.
IOC-Präsident Thomas Bach betonte anschließend immer wieder, dass es sich hier nicht um Sanktionen handele, sondern um Schutzmaßnahmen für die "Integrität der Wettkämpfe" und die Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus. Deren Sicherheit könne nicht garantiert werden, "da in so vielen Ländern nach der Invasion tiefe anti-russische und anti-belarussische Gefühle herrschen", sagte Bach etwa im Mai bei einem Online-Meeting des IOC. Mit dieser Position wahrt das IOC nach eigener Einschätzung die politische Neutralität, die in der Olympischen Charta festgeschrieben ist.
Bereits am 25. Februar, am Tag nach Beginn des russischen Angriffskriegs, hatte das IOC "dringend empfohlen", alle in Russland oder Belarus aktuell geplanten Sportveranstaltungen an andere Orte zu verlegen oder ganz zu abzusagen.
Die meisten Sportverbände folgten in vollem Umfang den Empfehlungen des IOC. So wurden die Fußball-Nationalteams beider Staaten aus den Qualifikationen für die Weltmeisterschaften der Männer 2022 in Katar sowie der Frauen 2023 in Australien und Neuseeland verbannt. Beide Länder werden diese beiden Großereignisse also verpassen. Die UEFA schloss nicht nur die Nationalteams, sondern auch alle russischen und belarussischen Vereine vorerst von internationalen europäischen Wettbewerben aus. Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne wies russische Beschwerden gegen den Ausschluss ab.