
Ukraine-Krieg: Flucht nach Israel mit zwei Taschen und einem Kater
DW
Wegen des Ukraine-Kriegs erwartet Israel die größte Einwanderung seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Gleichzeitig kommt im Land die Debatte auf, wie viele Flüchtlinge das Land aufnehmen kann.
Ein kleines 4-Sterne Hotel nahe dem zentralen Busbahnhof im Westen Jerusalems ist zur neuen temporären Heimat für einige Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine geworden. Für einige ist es das erste Mal in Israel. Für andere, wie Julia Rabenko und Sohn Kyrill, nicht. Sie haben das Land früher schon einmal besucht. Doch niemand hätte sich vorstellen können, unter diesen Umständen nach Israel zurückzukehren.
"Israel ist sicher ein gutes Land, vielleicht ist es sogar das Land unserer Träume. Aber ich wäre gerne auf normalen Weg hierherkommen, nicht so - und wenn, dann mit der ganzen Familie", sagt Julia Rabenko in einem Interview mit DW in der Lobby des Hotels. Ihr Ehemann musste wegen der Militärpflicht in der Ukraine zurückbleiben. Die Familie hatte schon früher mit dem Gedanken gespielt, irgendwann nach Israel auszuwandern. Der älteste Sohn lebt zwar bereits in Israel, aber eigentlich war es vorerst nicht geplant.
"Es war eine sehr schwierige Entscheidung", sagt Rabenko. "Ich dachte, wir könnten in der Ukraine bleiben, aber dann gab es immer mehr Sirenenalarm. Mein Sohn wollte nicht immer in den Keller laufen, um Schutz zu suchen", sagt sie. Das Leben der Englischlehrerin, ihrer Familie, ihrer Freunde wurde von heute auf morgen auf den Kopf gestellt. "Ich habe momentan mehr Fragen als Antworten", sagt sie sichtlich besorgt. Einige Verwandte und Freunde sind noch immer in der Ukraine. Andere sind in Polen, Deutschland - und in Israel.
Rabenko, ihr jüngerer Sohn und ihr getigerte Kater hatten sich im Bus auf die gefährliche Reise von ihrer Heimatstadt Tscherkassy - rund 200 Kilometer südlich von Kiew - zur rumänischen Grenze gemacht. "Wir hatten eine Tasche für mich und eine für meinen Sohn und unseren Kater dabei. Er ist Teil der Familie", sagt Rabenko. "Es ist einfach schwierig, wenn man von heute auf morgen plötzlich alles verliert."
In Rumänien wurden sie zunächst für fünf Tage im Hotel untergebracht, viel Hilfe kam von lokalen Freiwilligen und jüdische Organisationen. Eigentlich wollten sie in Rumänien, nahe der Heimat bleiben - doch dann ging es weiter nach Israel. "Obwohl wir nicht alle nötigen Dokumente zur Einreise dabei hatten, sind wir schließlich doch in Israel angekommen", sagt Rabenko.
