
Ukraine aktuell: USA sehen "Neupositionierung" statt "Rückzug" russischer Truppen
DW
Das US-Verteidigungsministerium reagiert skeptisch auf die Ankündigung Russlands, die Kämpfe in der Nordukraine deutlich zu drosseln. Kiew besteht bei den Gesprächen in der Türkei auf Sicherheitsgarantien. Ein Überblick.
Das Wichtigste in Kürze:
Pentagon-Sprecher John Kirby sagte in Washington, bislang scheine sich nur eine "sehr kleine Zahl" russischer Soldaten von der Hauptstadt Kiew zu entfernen. Es sei möglich, dass die Soldaten dort nur abgezogen würden, um in einem anderen Teil der Ukraine, etwa der umkämpften östlichen Donbass-Region, eingesetzt zu werden. "Wir glauben, dass es sich um eine Repositionierung handelt, nicht um einen Abzug, und dass wir alle vorbereitet sein sollten, eine größere Offensive gegen andere Teile der Ukraine zu erwarten", sagte Kirby.
Die russischen Streitkräfte seien mit ihrem Versuch, Kiew einzunehmen, "gescheitert" und befänden sich angesichts der Gegenangriffe der Ukrainer in defensiven Positionen. Russland könne Kiew aber weiter aus der Ferne mit Raketen beschießen, warnte Kirby. "Die Bedrohung für Kiew ist nicht vorbei", betonte der Sprecher.
Nach neuen Friedensgesprächen mit der Ukraine hatte Russland zugesagt, seine Kampfhandlungen bei Kiew und Tschernihiw deutlich zurückzufahren. Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin sagte nach einem Treffen in Istanbul, seine Regierung wolle so Vertrauen aufbauen und weitere Verhandlungen ermöglichen. Der russische Delegationsleiter Wladimir Medinski lobte die mehrstündigen Gespräche als konstruktiv. Russland sei bereit, Schritte zur Deeskalation zu gehen, dies sei aber kein Waffenstillstand. Er sagte, Kiew wolle unter anderem die Möglichkeit eines EU-Beitritts aushandeln.
Die ukrainische Regierung bekräftigte nach dem Treffen ihre grundsätzliche Bereitschaft, einen Vertrag über einen neutralen, block- und atomwaffenfreien Status zu schließen. Im Gegenzug seien aber harte Garantien westlicher Staaten für die Sicherheit der Ukraine nötig, möglichst nach dem Vorbild der NATO. Gebietsabtretungen an Russland lehnte Kiew als indiskutabel ab. Vor einigen Tagen hatte das russische Verteidigungsministerium mitgeteilt, sich nun auf die komplette Eroberung des Donbass in der Ostukraine zu konzentrieren, wo schon seit 2014 gekämpft wird.
