
Trump verdient den Friedensnobelpreis - dürfen wir da Beifall klatschen?
n-tv
Mit den Wölfen heulen ist leicht, eine eigene Meinung vertreten nicht. Der amerikanische Präsident macht es grad den Linken schwer - und deutsche National-Libertäre verschlucken sich am Veggie-Burger.
Das Schwierigste und zugleich Edelste, was der politische Betrieb hervorbringt: Wenn der Angehörige eines Lagers ausnahmsweise dem Gegner applaudiert. Wenn einer einmal sagt: Ja, da haben die anderen Recht und wir lagen falsch. Wenn einer nicht bange bei den eigenen Leuten nachfragt, ob er gerade Beifall klatschen darf.
Das ist allerdings eine aussterbende Tugend, was tragisch ist, denn sie ist der Kern unserer liberalen Demokratie: Das Irrenkönnen, Gönnenkönnen und Umlenken ist raison d'être unserer Meinungsfreiheit, sie ist der Grund, warum wir wählen und vor allem abwählen dürfen. Aber für den Meinungswechsel braucht es eine Rarität: Mut.
Einer, der diesen Mut immer dann zeigte, wenn es niemand erwartete, war der in dieser Woche verstorbene "Bild"-Kolumnist Franz Josef Wagner. Er war nicht nur begnadeter Stilist, er beherrschte nicht nur die die Kunst menschlicher Zugewandtheit wie kein anderer. Er schrieb auch stets das, was er dachte und er dachte, was er schrieb - für sich, nicht für ein politisches Lager.
