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Triggerwarnungen sind Lektionen in Selbstgerechtigkeit

Triggerwarnungen sind Lektionen in Selbstgerechtigkeit

Die Welt
Saturday, February 05, 2022 06:14:13 AM UTC

Eigentlich dachten wir, die Zeit, in der Romane nur mit Vorsicht genossen werden durften, wäre vorbei. Leider nicht. Spießer, Fundamentalisten und woke Linke machen weiter, als wäre es noch immer 1857. Damals wurde Flaubert der Prozess gemacht. Eine kleine Kulturgeschichte des gefährlichen Lesens.

In einem Sommer in den frühen Neunzigerjahren saß ich, circa zwölf Jahre alt, mit meiner Familie auf der Terrasse eines italienischen Eiscafés. Meine Mutter trank Weißwein, mein Vater Campari Orange, ich löffelte Eis aus einer halbierten Kokosnuss und las ein Buch. Weil ich meine eigenen ausgelesen hatte, hatte ich meiner Mutter eines vom Nachttisch stibitzt: „Garp oder wie er die Welt sah“ von John Irving.

Ich erinnere mich noch an den rhythmisch akkurat und eingängig formulierten Klappentext: „Die Welt des Schriftstellers Garp ist bevölkert von Lehrern und Huren, Spießern und Randexistenzen, Verlagslektoren und Mördern, Transsexuellen und Sittenstrolchen, Männern, Frauen und Kindern – grotesk, brutal, banal, perfide. Ein Pandämonium: unsere Welt.“ Ich las, nicht nur, weil die Sonne so schien, mit roten Ohren.

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