Tour de France: Am baldigen Sieger kommen jetzt schon Zweifel auf
Frankfurter Rundschau
Tadej Pogacar fährt bei der Tour de France alle in Grund und Boden. Kann das wirklich mit rechten Dingen zugehen? Ein Kommentar.
Frankfurt - Die Tour de France biegt am Wochenende auf die Zielgerade ein. Paris ist nicht mehr weit. Die Avenue des Champs-Élysees lockt - und somit auch Entspannung für geschundene Körper. Die Tour der Leiden, sie forderte in diesem Jahr viele namhafte Opfer. Schon in der ersten Woche waren zahlreiche Favoriten buchstäblich vom Rad gefallen. Eine schaurige, keinesfalls immer schöne Veranstaltung, an deren Ende wie schon im Vorjahr das hohe Lied auf einen Wunderknaben aus Slowenien angestimmt werden wird: Tadej Pogacar heißt der junge Mann, mittlerweile 23 Jahre alt und - wenn ihm nicht noch der Himmel auf dem Kopf fällt - am Sonntag zum zweiten Mal hintereinander Triumphator bei der schwersten Radrundfahrt der Welt. Ein echter Wunderknabe. Wirklich? Es ist wahrlich die Zeit des Wunderns - und des Zweifelns. Dafür haben Geschichte und Gegenwart des Radsports selbst gesorgt. Denn die Art und Weise wie dieser Tadej Pogacar die Konkurrenz zerlegt, raubt einem die Jungfräulichkeit der eigenen Begeisterung. Unangreifbar im Zeitfahren. Unangreifbar in den Alpen und Pyrenäen. Pogacar weiß sich auf jedem Terrain zu behaupten. Er sammelt dabei Trikots wie seine Fans Trinkflaschen am Straßenrand. Das Gelbe Trikot für den Gesamtführenden bei der Tour de France, das Weiße für den besten Jungprofi und seit Donnerstag nun auch das Rotgepunktete für den besten Bergfahrer - sie alle gehören ihm. Nur das Grüne für den Punktbesten ist nicht seins. Aber vermutlich auch nur, weil er die Flachetappen den Sprintern überlässt. Dieser Tadej Pogacar ist unzweifelhaft der neue Kannibale des Radrennsports. Gefräßig und unnachgiebig.More Related News