Tina Modotti - radikale Fotografin und Kommunistin
DW
Tina Modottis Fotografien sind bis heute stilprägend. Doch 1931 legte die Italienerin ihre Kamera weg und arbeitete nur noch für Moskau. Vor 80 Jahren starb sie überraschend in Mexiko.
Tina Modottis Schwarz-Weiß-Fotos hängen bei Madonna im Wohnzimmer. Zumindest ist das vorstellbar, denn der US-Superstar zählt zu der prominenten Sammlerschar von Modottis bis heute modernen Aufnahmen aus den 1920er-Jahren. Gemeinsam haben die beiden ihre italienische Herkunft und die Einwanderungsgeschichte ihrer Familien in die USA. Beide Frauen stammen aus einfachen, sogar armen Verhältnissen. Doch ihr Talent, ihr Aussehen und ihr Wille haben beide Frauen zu sozialen Aufsteigerinnen gemacht.
Das Leben der radikalen Fotografin und Kommunistin Tina Modotti fand jedoch ein jähes Ende, mit nur 45 Jahren starb sie vor 80 Jahren plötzlich in einem Taxi. Ihr chilenischer Freund Pablo Neruda - Schriftsteller, Antifaschist und Literaturnobelpreisträger - schrieb über diesen Verlust ein Gedicht. Die junge Frida Kahlo und ihr Geliebter Diego Rivera - beide ebenfalls künstlerisch und politisch in Mexiko aktiv - gehörten zu Modottis mexikanischem Freundeskreis.
Modottis Aufnahmen von Rosen, Innenräumen oder einem Baby an der Brust aus den 1920er-Jahren hatten erheblichen Einfluss auf die Fotografie. Sie sind heute fast 100 Jahre alt, doch in ihrer Schlichtheit und Eleganz zeitlos, aktuell - und teuer. Modotti - im August 1896 vor 125 Jahren geboren - war eine moderne Frau, die ihr Leben selbst bestimmte. Dazu gehört auch, dass sie an den politischen Ereignissen ihrer Zeit teilnahm. Sie fotografierte Proteste der mexikanischen Landarbeiter in den 1920er-Jahren und trat 1927 in die mexikanische Kommunistische Partei ein. Gleichzeitig war Modotti gefragte Porträtfotografin für die reiche Oberschicht des Landes. 1930 wurde sie aus politischen Gründen aus ihrer Wahlheimat ausgewiesen.
"In ihren Beziehungen, ihrer Sexualität und ihrer Karriere traf sie schwierige Entscheidungen - sexuelle Unabhängigkeit statt Heirat, politische Verpflichtung statt persönlicher Sicherheit, Revolution statt Kunst", schreibt Margaret Hooks dazu in ihrer Biografie "Tina Modotti - Photographer and Revolutionary".
So arbeitete Modotti ab 1930 von Moskau aus für die Kommunistische Partei der Sowjetunion (KPdSU) des Diktators Stalin. Dafür beendete sie sogar ihre Karriere als Fotografin. Später schickte die Partei sie nach Spanien, zusammen mit ihrem Geliebten, dem italienischen KPdSU-Agenten Vittorio Vidali. Beide waren hier unter falschen Namen aktiv und unterstützten die Republikanischen Brigaden gegen den faschistischen Diktator Franco im Spanischen Bürgerkrieg (1936-39).