
Tennisprofi Ashleigh Barty - ein ungewöhnlicher Weg
DW
Die Weltranglistenerste Ash Barty überrascht die Tenniswelt, als sie zurücktritt. Die Entscheidung der 25-Jährigen zeugt von einer einzigartigen Charakterstärke, mit der die Australierin durch ihre gesamte Karriere geht.
Mitten in einer neuerlichen Corona-Welle und beladen mit den großen Erwartungen der australischen (Tennis-) Nation trug Ash Barty im Janaur 2022 den gesamten Erwartungsdruck auf ihren schmalen Schultern. Vor der Pandemie hatte die Weltranglistenerste bei den Australian Open 2020 noch eine schmerzhafte Halbfinalniederlage erlitten. Zwei Jahre später, nach der COVID-bedingten Turnierpause, wartete das heimische Publikum sehnsüchtig darauf, dass ihr Star endlich eine Erfolgsstory abliefert.
Und Barty bediente ihr Publikum. Sie gewann ihren ersten Grand-Slam-Titel in ihrem Heimatland und war damit die erste Australierin seit Chris O'Neil im Jahr 1978 - und, was für Barty vielleicht noch wichtiger ist: Sie war die erste indigene Frau seit Evonne Goolagong Cawley im Dezember 1977, der dies gelang. "Ich bin eine stolze Ngarigo-Frau. Eine sehr, sehr stolze indigene Frau", hatte Barty zu Turnierbeginn gesagt. "Ich liebe mein Erbe. Ich liebe es, mein Erbe zu zelebrieren. Das ist es, was mich mit Ihnen allen hier verbindet. Es ist das, was mich mit dem Land verbindet. Ich denke, es ist ein schöner Weg, um auszudrücken, wer ich bin."
Jeder weiß, dass die 25-Jährige eine äußerst begabte Tennisspielerin ist. Aber ihre Bekenntnisse waren zudem ein seltener und tiefer Einblick in das Herz sowie die Seele der Ausnahmesportlerin. Andererseits ist seit ihrem Durchbruch auf der Weltbühne als Teenager klar, dass die dreimalige Gland-Slam-Siegerin anders als die meisten Spielerinnen ist. Deshalb ist Bartys Rücktritt in so jungem Alter - als Titelverteidigerin von zwei Grand-Slam-Turnieren und als Nummer eins seit über 100 Wochen - vielleicht gar nicht so eine große Überraschung, wie es zunächst aussah.
Bartys Karriere zeichnete sich durch großes Selbstbewusstsein sowohl auf dem Platz als auch außerhalb aus. Sie nahm ihre Position als Spitzensportlerin und kulturelles Vorbild an, erkannte aber auch, wann Veränderungen erforderlich waren.
Nach Angaben des australischen Statistikamtes aus dem Jahr 2012 waren nur 23 Prozent der indigenen Frauen Australiens körperlich aktiv oder trieben Sport. Demgegenüber standen 67 Prozent der nicht-indigenen Frauen, die Sport betrieben. Umso beeindruckender ist Bartys Aufstieg als talentierte, vielseitige Spitzensportlerin.
