Tennis: Top-Star Alexander Zverev wird besser und besser
Frankfurter Rundschau
Der Olympiasieg von Tokio hob sich ab und wirkte auf Alexander Zverev wie ein Befreiungsakt und Beruhigungsmittel zugleich. Seitdem schwebt er mehr denn je über den Dingen. Ein Kommentar
Frankfurt - Vor drei Jahren war Alexander Zverev schon einmal dort angelangt, wo er seit Sonntag wieder steht: an der Spitze des Tennissports. Weltmeister, verdient sogar und keineswegs glücklich. Was damals Siege gegen Federer und Djokovic waren, sind diesmal jene gegen Djokovic und Medwedew - gegen die derzeit Besten der Schlägerschwingerzunft. Das Erstaunliche: War der Coup von 2018 einer der überraschte, ist der jetzige nur ein allzu logischer.
Es sind weniger die tennistechnischen und -taktischen Details, die Alexander Zverev zum besten, gierigsten und erfolgreichsten Alexander Zverev seiner Karriere machen, sondern die weichen Faktoren. Auf der Suche nach dem idealen Umfeld ist er bei Familie und Freunden angekommen, Vater Alexander und Bruder Mischa sind die härtesten Kritiker, werden lediglich noch getoppt von Mama Irina.
Folgten dem WM-Sieg von 2018 noch Tennisjahre der Turbulenzen samt Disput mit dem Manager und Trennung von Trainer Ivan Lendl, scheint ein derartiges Szenario diesmal fast ausgeschlossen. Der gereifte Zverev weiß, was er will und was nicht. Durch die Fokussierung nach innen - Stichwort Familie - und die mediale Öffnung nach außen - auf diesem Feld richtete das Management den Fokus auf die Wahrnehmung ihres Schützlings in Deutschland - spürt Zverev nun häufiger als früher wohlwollende Zuneigung. Sie hilft ihm, sie fördert das Vertrauen in seine Qualität, macht den Schlag ein bisschen schärfer, den Volley sicherer, den Slice geschliffener.