
Taliban verschleppen wohl kritischen Professor
n-tv
Öffentlicher Widerspruch ist in Afghanistan selten geworden. In einer TV-Debatte im November tituliert Professor Dschalal einen Taliban-Sprecher im Eifer des Gefechts als "Kalb" und fordert Redefreiheit und Reformen. Nun ist er Medienberichten zufolge abgeholt worden. Viele machen sich Sorgen um sein weiteres Schicksal.
Die in Afghanistan herrschenden militant-islamistischen Taliban haben offenbar einen Professor festgenommen, der sich mit öffentlicher Kritik an ihrem Regime landesweit einen Namen gemacht hatte. Taliban-Geheimdienstler hätten Faisullah Dschalal, Professor an der Universität Kabul, am Nachmittag aus seinem Haus in der afghanischen Hauptstadt geholt, berichteten örtliche Medien. Eine Stellungnahme der Taliban gab es dazu zunächst nicht.
Der Professor, der zur Ethnie der Tadschiken gehört, hatte am 21. November eine Debatte mit einem Taliban-Sprecher live im Fernsehen geführt. Er kritisierte, dass die Taliban ihre Kritiker unterdrückten und bezeichnete den Sprecher bei einer Gelegenheit als "Kalb", eine schwere Beleidigung in dem Land. "Die Menschen haben kein Brot zu essen. Wie die Sicherheit ist? Keiner kann irgendetwas sagen", sagte Faisullah Dschalal in der Debatte des TV-Senders Tolonews. Die Taliban müssten sich reformieren, denn die Menschen flöhen unter ihrer Herrschaft aus dem Land. In den sozialen Netzwerken stellten sich zahlreiche Afghanen hinter den Professor und benutzen sein Foto als eigenes Profilbild.
