Taliban und Islam-Vertreter: Heimliche Zustimmung?
DW
Einige muslimische Intellektuelle beklagen die zurückhaltende Reaktion islamischer Repräsentanten auf die Machteroberung der Taliban. Deren Weltsicht sei theologisch gar nicht haltbar, lautet unter anderem die Kritik.
Ali Mohieddin al-Qaradaghi reagierte schnell. Der an der Universität in Doha lehrende Islamgelehrte und Vorsitzende der Internationalen Union muslimischer Gelehrter gratulierte den Taliban, kaum dass diese Mitte August die gewählte Regierung in Kabul gestürzt hatten. Sein Glückwunsch ging auch an die Afghanen insgesamt - dafür, dass diese "Besatzer der unterschiedlichsten Art" aus dem Land vertrieben hätten. Offizielles Lob aus dem Munde eines muslimischen Repräsentanten für eine extremistische, gewaltsam agierende Bewegung, die ihre autoritären politischen Herrschaftsansprüche aus dem Islam heraus begründet. Al-Qaradaghi forderte die Taliban auf, eine Regierung zu bilden, die alle Bevölkerungsschichten Afghanistans umfasse, "so dass die Tragödie (des Krieges, Anm. Red.) nicht zurückkehrt", wie der Nachrichtensender Al-Jazeera den Rechtsgelehrten zitiert. Außerdem begrüßte er, dass die Taliban sich angeblich offen gegenüber ihren Nachbarn und der internationalen Gemeinschaft verhielten.More Related News