Türkei in der Krise: Erdogan kündigt Kampf gegen „Zins-Plage“ an
Frankfurter Rundschau
Erdogan will gegen die hohe Inflation in der Türkei vorgehen – und das mit niedrigen Zinsen. Das klingt zunächst kontraproduktiv.
Ankara – In Zeiten wirtschaftlicher Stagnation und hoher Inflation steht die türkische Zentralbank vor einer wichtigen geldpolitischen Entscheidung. Der Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich im Vorfeld erneut deutlich für niedrige Zinsen ausgesprochen und Zinsen als „Plage“ bezeichnet.
„Wir werden die Zins-Plage von den Schultern unseres Volkes nehmen“, sagte Erdogan am Mittwoch (17.11.2021) vor der Fraktion seiner islamisch-konservativen Regierungspartei AKP in Ankara. „Wir werden definitiv nicht zulassen, dass Zinsen unser Volk in die Knie zwingen“, sagte er. „Solange ich in diesem Amt bin, werde ich meinen Kampf gegen die Zinsen bis zuletzt weiterführen. Und ich werde auch meinen Kampf gegen die Inflation fortführen.“
In den vergangenen Monaten ist die türkische Landeswährung Lira im Vergleich zum US-Dollar und zum Euro erheblich unter Druck geraten und jeweils auf Rekordtiefstände gefallen. Für einen Dollar bekommt man aktuell mehr als zehn Lira, für einen Euro knapp zwölf. Die Situation wird durch den lockeren geldpolitischen Kurs der Zentralbank, die ihren Leitzins trotz der gestiegenen Inflation zuletzt zweimal verringert hat, deutlich verschärft. Am Donnerstag wird auf der Zentralbanksitzung eine erneute Zinssenkung erwartet. Nach seiner Fraktionsrede betonte Erdogan nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu, dass die Notenbank unabhängig entscheide.