Syrer zum Ukraine-Krieg: "Wir teilen ähnliches Leid"
DW
Viele Syrer solidarisieren sich mit der Ukraine. Sie sind selbst vom russischen Militär bombardiert worden. Und fragen: Wäre es in der Ukraine soweit gekommen, wenn Moskau in Syrien entschiedener begegnet worden wäre?
"Ich fühle sehr mit den Menschen in der Ukraine mit", sagt Huda Khayti. "Es ist schrecklich zu sehen, wie rücksichtslos Russland auch in der Ukraine vorgeht. Wladimir Putin macht was er will, keiner hat ihm jemals Grenzen gesetzt. Wir Syrer wissen wovon wir reden", sagt die Leiterin eines Frauenzentrum in Idlib Stadt. Dort hat sie nicht immer gelebt, denn wie viele Hunderttausende Syrer musste auch sie mehrmals innerhalb des Landes fliehen, um zu überleben.
Moskaus Krieg gegen die Ukraine geht in die zweite Woche. Und die Brutalität scheint von Tag zu Tag größer zu werden.
Wie grausam der Bombenhagel von Putins Armee sein kann, hat Huda Khayti schon oft erlebt. Damals, 2018, als sie Ost-Ghuta verlassen musste, weil Russland an der Seite von Syriens Machthaber Baschar al-Assad die Stadt in Grund und Boden bombte. "Ich komme aus Duma und habe einen Giftgasangriff des syrischen Regimes überlebt. Ich weiß, wie es ist, unter Bombenhagel zu leben oder eingepfercht zu sein wie damals in Ost-Ghuta", sagt sie.
Im Frühjahr 2018 kam sie schließlich in die Provinz Idlib. Sämtliche Oppositionelle und Rebellengruppen gleichermaßen wurden damals in die Provinz gebracht, die heute von der Al-Kaida-nahen islamistischen Gruppe Hayat Tahrir al-Scham (HTS) kontrolliert wird. Die syrische Luftwaffe fliegt immer wieder intensive Angriffe auf die Provinz, unterstützt von russischem Militär. Syrische und russische Zivil- und Militärbeamte seien aufgrund ihrer Befehlsverantwortung dort in Kriegsverbrechen verwickelt, urteilt die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW).
Das Ausmaß der Zerstörung in Syrien wäre ohne die militärische Unterstützung des russischen Präsidenten für Baschar Al-Assad nicht möglich gewesen. 2015 sah es tatsächlich so aus, als könnte Assad den Krieg verlieren. Doch Moskau intervenierte noch im selben Jahr - auf Bitten des Regimes in Damaskus. Anders als der Ukraine-Krieg war das Eingreifen Russlands damit formell nicht völkerrechtswidrig.