Sudan: Steiniger Weg in Richtung Demokratie
DW
Im Sudan fordern Demonstranten den Rücktritt des deutschen Leiters der UN-Mission. Dabei verfolgen sie vor allem eigene Interessen. Trotz vieler Probleme gibt es aber auch Hoffnung auf einen demokratischen Übergang.
"Volker raus" steht auf den Transparenten, die Demonstranten vor sich hertragen. Auf anderen bekräftigen sie ihr "Nein zu ausländischer Einmischung". Einige tausende Demonstranten gaben in den letzten Wochen immer wieder zu verstehen, dass sie den deutschen Diplomaten Volker Perthes, Leiter der Unterstützungsmission für den Sudan der Vereinten Nationen (UNITAMS), gerne abgesetzt sähen.
Eingerichtet wurde die Mission durch eine UN-Resolution aus dem Jahr 2020. Ihre Aufgabe: den Sudan beim Übergang zu einer demokratischen Regierung zu unterstützen.
"Ich finde es unangenehm, wenn die Dinge persönlich werden, wie es hier der Fall ist", sagt Perthes, seit Januar 2021 Leiter der Mission, im DW-Gespräch. Zugleich aber trete man bei den UN natürlich grundsätzlich für das Recht auf friedliche Versammlung ein. Eines wisse man in der Mission: "Wenn wir gemeinsam mit sudanesischen Parteien, dem Militär und anderen versuchen, eine politische Lösung voranzutreiben, werden wir selbst Teil der Kontroverse."
Allerdings rekrutiert sich die gegen Perthes demonstrierende Gruppe nur aus einem vergleichsweise kleinen Teil der politischen Landschaft Sudans. Ihre Mitglieder entstammen hauptsächlich den Reihen der Islamisten. Meist handelt es sich um ehemalige Anhänger des gestürzten Machthabers Omar al-Baschir. Ihr Ziel: zurück an die Macht.
Die Unruhe im Sudan hat eine längere Vorgeschichte. Nach dem Sturz des Diktators Omar al-Bashir im Jahr 2019 wurde eine zivil-militärische Übergangsregierung gebildet. Beobachtern galt sie als historische Chance für eine Rückkehr zu ziviler Herrschaft und Demokratie. Für das Jahr 2023 waren Wahlen geplant.