Studie: Deutsche igeln sich immer mehr ein
n-tv
Ukraine-Krieg, Klimawandel, Migrationskrise: Die Deutschen wollen von Krisen wie diesen immer weniger wissen. Stattdessen gewinnt das eigene Zuhause als Rückzugsort an Bedeutung, so eine neue Studie. Die Autoren sind vor allem von einem Ergebnis überrascht.
Als Reaktion auf Krisen wie Krieg und Klimawandel ziehen sich die Deutschen einer Studie zufolge mehr und mehr ins Private zurück. Die bedrohliche Wirklichkeit klammern sie weitgehend aus und richten den Fokus auf ihre persönliche Lebenswelt. Nur noch 34 Prozent haben nach der Studie des Kölner Rheingold-Instituts Vertrauen in die Bundesregierung. Als Zufluchtsort wird das eigene Zuhause liebevoll zur Wohlfühl-Oase ausgebaut - 93 Prozent der Befragten gaben an, es sich daheim so schön wie möglich zu machen.
Für 84 Prozent hat auch das Miteinander mit Freunden und Familie an Bedeutung gewonnen - wobei dieser soziale Kreis zunehmend aus Gleichgesinnten besteht, die Auseinandersetzung mit Andersdenkenden wird vermieden. Ein Gefühl von Selbstwirksamkeit erwächst vor allem aus der Beschäftigung mit sich selbst, etwa im Gym oder in der Yoga-Schule. Körperliche Fitness und mentale Ausgeglichenheit sollen das Gefühl vermitteln, das Leben im Griff zu haben.
Die "böse Außenwelt" wird dagegen weitgehend ignoriert. "Die Angst vor einem Atomkrieg etwa, die kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs sehr stark war, wird heute kaum noch genannt", erläutert Rheingold-Gründer Stephan Grünewald. "Länger als sechs Wochen hält man eine so fundamentale Bedrohung nicht aus." Mittlerweile informieren sich der Studie zufolge nur noch 39 Prozent ausführlich über das Weltgeschehen. "Die Leute gucken sehr viel weniger Nachrichten", so Grünewald. "Auch das ist Ausdruck der Verdrängung."