Steht Macron vor der sicheren Wiederwahl?
DW
Schon vor dem Ukraine-Krieg führte Emmanuel Macron in den Umfragen. Seine Herausforderer rechnen sich kaum noch Chancen aus. Jetzt schadet den Rechten ihre Putin-Nähe, und der Präsident punktet als Staatsmann.
Zu bester Sendezeit wendete sich der Präsident am Mittwochabend an seine Landsleute, um mit ernster Miene über die Bedrohungen durch den Krieg in der Ukraine zu sprechen. "Russland ist der Aggressor", betonte Emmanuel Macron, und stellte klar: "Dieser Krieg ist kein Konflikt zwischen der Nato und Russland".
Macron versprach, Frankreich werde den flüchtenden Menschen aus der Ukraine helfen. Aber er warnte die Bürger auch vor den wirtschaftlichen Folgen des Krieges und den Sanktionen. Es war die staatsmännische Rede eines Präsidenten, der sich seiner Wiederwahl im April ziemlich sicher sein kann. Am Freitag morgen erklärte er nun auch offiziell seine Kandidatur.
"Das überwältigende Gefühl ist, dass man Macron zwar kritisieren kann, aber niemand sonst die Glaubwürdigkeit und Qualitäten für das Präsidentenamt hat", sagt der französische Politikwissenschaftler Bruno Cautrès von der Elite-Hochschule "Institut d'études politiques de Paris".
Macrons Stärke sei sein Profil als Führungsfigur, da könne sich niemand mit ihm vergleichen. Seine Schwäche hingegen sei, dass er nicht als Mann des Volkes gesehen werde, der die Menschen versteht.
Inzwischen aber habe der Krieg alle anderen Wahlkampfthemen wie Zuwanderung oder Islamismus verdrängt. Und mehr als die Hälfte der Franzosen sind damit zufrieden, wie Präsident Macron die gegenwärtige Lage meistert.