
Staat lässt kindliche Missbrauchsopfer aus Lügde im Stich
n-tv
Längst sitzen die Täter des Missbrauchskomplexes Lügde hinter Gittern. Viele der missbrauchten Mädchen und Jungen können jedoch auch Jahre nach der Tat nicht mit dem Trauma abschließen - noch heute kämpfen sie für eine gerechte Entschädigung. Grund dafür ist vor allem die aktuelle Gesetzeslage.
Der Staat hat seinen Bürgerinnen und Bürgern ein Versprechen gegeben: Wenn es ihm nicht gelingt, sie vor einer Gewalttat zu schützen, will er ihnen wenigstens helfen, damit klarzukommen. Diesen Leitgedanken hat der Bundestag schon 1976 in ein Gesetz gegossen - das Opferentschädigungsgesetz. Es geht darum, gesundheitliche und wirtschaftliche Schäden so gut es geht abzumildern, konnten die Behörden doch schon die Ursache nicht verhindern. Das Prinzip klingt ebenso einfach wie notwendig. Sobald es ernst wird, hakt es jedoch an vielen Stellen - ganz besonders dann, wenn die Kleinsten zum Opfer von Straftaten werden.
Das macht kaum ein Fall so deutlich wie der Missbrauchskomplex von Lügde. Auf einem Campingplatz in der nordrhein-westfälischen Kleinstadt wurden über Jahre hinweg Kinder Opfer schwerster sexueller Straftaten. Der Fall kam Anfang 2019 ans Licht, die Haupttäter Andreas V. und Mario S. wurden wenige Monate später zu langen Haftstrafen mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt.
Um die Täter hat sich der Staat damit schnell gekümmert. Für die Opfer war der Fall hingegen noch lange nicht beendet: Über dreieinhalb Jahre später kämpfen viele von ihnen immer noch um eine Entschädigung. So gingen in Nordrhein-Westfalen 32 Anträge ein, in Niedersachsen waren es 16. Während der Landschaftsverband Westfalen-Lippe vor wenigen Wochen die ersten 15 Anträge bewilligte, konnte das Sozialamt in Hannover zwischenzeitlich sechs bewilligen, wie die Behörden ntv.de mitteilen. Mindestens 13 Betroffene, die meisten von ihnen waren zum Zeitpunkt der Taten kleine Mädchen, warten jedoch noch immer darauf, dafür entschädigt zu werden, dass sie der Staat nicht vor V. und S. schützen konnte.
