Sportpsychologe: "Fall Christian Eriksen kann sogar Kräfte wecken"
DW
Fünf Tage nach dem Drama um Christian Eriksen wird Dänemark gegen Belgien spielen. Es war gut, die Spieler über die Fortsetzung der Partie entscheiden zu lassen, sagt Sportpsychologe Lothar Linz im DW-Interview.
DW: Am vergangenen Samstag ist der dänische Fußball-Nationalspieler Christian Eriksen im Spiel der Europameisterschaft gegen Finnland nach einem Herzstillstand zusammengebrochen. Noch auf dem Platz wurde er erfolgreich reanimiert. Nach der Partie gab es heftige Kontroversen darüber, ob es richtig war weiterzuspielen - auch, weil die Entscheidung darüber von der UEFA in die Hände der Spieler gelegt wurde. Die Alternative wäre eine Fortsetzung am folgenden Tag gewesen. Glauben Sie, dass Fußballspieler in so einer Situation unter Schock überhaupt in der Lage sind, eine rationale und richtige Entscheidung zu treffen? Lothar Linz: Das ist eine gute Frage, wie rational die Entscheidung ist. Aber dahinter steckt die These, es müsste unbedingt eine rationale Entscheidung sein. Und dies kann man infrage stellen. Ich habe Respekt davor, dass man die Autonomie von Menschen achtet und sagt: Selbst wenn es mich als Beobachter irritieren mag, ist derjenige trotzdem kompetent, für sich die passende Entscheidung zu treffen. Im Nachhinein kann man natürlich hinterfragen, wie zufrieden die Leute damit sind. Aber in jenem Moment war das sicherlich ein sehr gangbarer Weg.