Spiel mit dem Feuer: F1-Piloten haben ernsthafte Sorgen
RTL
Bis tief in die Nacht berieten die Fahrer über die Geschehnisse nach dem Raketenangriff nahe der Strecke in Dschidda. Es soll hoch hergegangen sein.
Bis tief in die Nacht berieten die Fahrer über die Geschehnisse nach dem Raketenangriff nahe der Strecke in Dschidda. Es soll hoch hergegangen sein. Eine größere Zahl der Piloten soll ernsthafte Sorgen um die Sicherheit geäußert haben. Ein Boykott stand im Raum – doch letztlich wird das Rennen ungeachtet der zahlreichen Bedenken stattfinden. Ein riskantes Spiel mit dem Feuer.
Trotz des Raketen-Angriffs von jemenitischen Huthi-Rebellen auf eine Anlage des Energieriesen Aramco nahe der Strecke in Dschidda halten die Bosse der Rennserie am zweiten Saisonlauf fest. "Das Programm des Renn-Wochenendes wird wie geplant stattfinden", bekräftigte die Saudi Motorsport Company kurz nach dem Schock beim Freitagstraining.
Noch in der Nacht war das Feuer an der Ölfabrik des Formel-1-Hauptsponsors Aramco weithin sichtbar. Der Krieg, den Saudi-Arabien im Nachbarland Jemen gegen die Huthi-Rebellen führt, ist der Rennserie plötzlich ganz nah gerückt. Wegen des Konflikts, der eine der größten aktuellen humanitären Katastrophen ausgelöst hat, steht Saudi-Arabien schon lange in der Kritik. Man werde alle nötigen Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit des Rennens zu gewährleisten, teilten die Ausrichter mit.
Doch sicher fühlen sie die Piloten und Teams ganz offensichtlich nicht. Mehr als vier Stunden berieten die Piloten in der Nacht zum Samstag über die Konsequenzen. Erst um 2.30 Uhr Ortszeit endete das Treffen. Eine größere Zahl der Piloten soll ernsthafte Sorgen um die Sicherheit geäußert haben. Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali und Sportchef Ross Brawn diskutierten länger mit den Fahrern, später kamen auch Teamchefs wieder hinzu.
Sogar über einen möglichen Boykott wurde geraunt, ehe sich die Piloten wohl doch vom Weiterfahren überzeugen ließen. "Gestern war ein schwieriger Tag für die Formel 1 und ein aufreibender Tag für uns Formel-1-Fahrer", hieß es danach in dem Statement der Fahrergewerkschaft GPDA. Und weiter: "Es war schwierig, ein voll konzentrierter Rennfahrer zu bleiben und alle natürlichen menschlichen Bedenken auszuschalten, wenn man den Rauch von dem Vorfall gesehen hat."
"Normal ist das nicht", sagte Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko. Erst vor wenigen Wochen hatte die Rennserie wegen des Kriegs in der Ukraine die Verträge mit Russland für die geplanten Grand Prix in Sotschi und St. Petersburg gekündigt.
"Wer hat sich vorstellen können, dass in Europa solch ein Krieg möglich ist. Wo ist man sicher und wo ist man nicht mehr sicher?", sagte Marko nun auch unter dem Eindruck der Geschehnisse von Dschidda.
Der Sport geriet angesichts der erschreckenden Bilder vom Freitag in den Hintergrund. Im Training war Ferrari-Pilot Charles Leclerc der Schnellste, dicht gefolgt von Red-Bull-Fahrer Max Verstappen.