
Soziologe: Teile der AfD-Wähler kaum noch zurückzugewinnen
n-tv
Kaum einer kennt die Seele des Ostdeutschen so gut wie Raj Kollmorgen. Der Soziologe beschäftigt sich seit Jahren mit politischen Umbrüchen. Für den Erfolg der AfD hat er ganz eigene Erklärungen - die teils weit zurück reichen.
Görlitz (dpa/sn) – Der Soziologe Raj Kollmorgen geht davon aus, dass ein Teil der AfD-Wählerschaft kaum noch für andere demokratische Parteien zurückzugewinnen sind. Es gebe stabile und politische Milieus in Sachsen, die die AfD trügen, sagte der Wissenschaftler an der Hochschule Görlitz/Zittau der Deutschen Presse-Agentur. Das betreffe vor allem ältere und "stark ideologisierte Gruppen". "Wer glaubt, dass das in fünf oder zehn Jahren zu ändern ist, wird sich wahrscheinlich täuschen, so Kollmorgen. Zunächst müsse man mit Blick auf die Demokratie akzeptieren, dass sich "neue Bevölkerungskreise in politische Beteiligungsprozesse" einbrächten.
Der Wissenschaftler beschäftigt sich seit knapp 30 Jahren wissenschaftlich mit Umbrüchen und politischem Populismus in den neuen Ländern. Um möglicherweise AfD-Wähler zurückzugewinnen, wird es nach Ansicht von Kollmorgen in den kommenden Jahren in den ländlichen Räumen neue Zugänge zur politischen Bildung geben müssen. "Gelder nicht nur für Infrastruktur, sondern für Köpfe und Kulturen". Es brauche Formate, mit denen man praktisch zeigen könne, wie Demokratie funktioniere und die Interessen der Menschen nicht "beiseite gewischt" werden. "Es ist und bleibt hier eine Herausforderung, nicht nur auf die Leute zuzugehen, ihnen zuzuhören und die harsche Kritik zuzulassen, sondern dann mit ihnen auch hart in der Sache zu streiten, aufzuklären und also nicht nur nach dem Munde zu reden."
