Sorgen um Familien in Afghanistan - „Ein humanitäres Armutszeugnis“
Frankfurter Rundschau
Die in Frankfurt lebenden Qudsia Scharifi und Nesam Halim bangen um das Leben ihrer Familien in Afghanistan. Die Diaspora sammelt sich für eine Protestaktion.
Frankfurt - Zwanzig Jahre nach ihrem Einmarsch hinterlässt die Internationale Gemeinschaft Afghanistan in totalem Chaos. In nur wenigen Wochen haben die Taliban eine Provinz nach der anderen eingenommen. Es sind dramatische Szenen, die sich derzeit abspielen. „Es ist ein humanitäres und moralisches Armutszeugnis für die Internationale Gemeinschaft. Die Trauer in den letzten Wochen ist in Wut umgeschlagen“, sagt Qudsia Scharifi. Die 25-jährige Deutsch-Afghanin ist in Afghanistan geboren. Ihr Vater arbeitete für das Militär. Scharifis Eltern mussten mit ihren drei Kindern aus ihrem Heimatland flüchten. Scharifi war damals erst vier Monate alt. Ein Teil ihrer Familie lebt weiterhin in Afghanistan. Täglich haben sie und ihre in Frankfurt lebende Familie mit den Angehörigen in Kabul und in anderen Teilen des Landes Kontakt. Scharifi ringt im Gespräch mit der FR oft mit ihren Worten. Ihre Familie spüre eine große Unsicherheit. „Niemand weiß, was in den nächsten Tagen passieren wird. Momentan können meine Cousins noch arbeiten. Die Frauen und Kinder sind zu Hause. Sie haben Angst, das Haus zu verlassen“, sagt sie. Den jüngsten Aussagen der Taliban, dass alle Frauen weiter arbeiten gehen könnten oder allen verziehen würde, die gegen die Taliban waren, glaubt Scharifi kein Wort. „Ich weiß, dass die Taliban sich nicht verändert haben.“More Related News