
Sogar Pest und Krätze hatten schöne Seiten
n-tv
Gut und Böse, Fortschritts- und Aberglaube waren schon immer nah beieinander. Das war auch vor 500 Jahren so, als Europa die Renaissance erlebte. Dabei sind durchaus Parallelen zu heute zu erkennen.
Depression, Freud- und Kraftlosigkeit, Langeweile, Furcht vor dem Ende - und Hoffnung: "Wenn ich mich zum Studieren zurückziehe, kreisen meine Gedanken beständig um Seuchen und Kriege, um die Schmerzen der Vergangenheit und die Angst vor Zukunft", notiert Angelo Poliziano. "Zwei Tage lang waren wir schon in Aufbruchstimmung, weil wir hörten, dass die Epidemie ein Ende hat. Aber jetzt sitzen wir wieder alle schwachsinnig herum, weil wir hören, dass die Seuche noch einige Scharmützel übt." Immerhin: "Alle sind wohlauf."
Der Bericht klingt wie eine Mail aus dem Homeoffice im Jahr 2021. Dabei stammt er aus einem Brief von 1478. Poliziano verschickte ihn aus einer Villa bei Florenz an Lucrezia Tornabuoni, der Mutter von Lorenzo de' Medici, genannt "der Prächtige", der seine Kinder aufs Land geschickt hatte, um sie vor der Pest und etwaigen Folgen politischer Unruhen zu beschützen. Poliziano war ihr Erzieher und Lehrer.
