"Sie haben meinen Sohn getötet, weil er schwarz war"
Süddeutsche Zeitung
Ein junger Einwanderer aus dem Kongo wird in Rio brutal zu Tode geprügelt. Nun diskutiert das Land über den Rassismus, den sich viele Brasilianer aber nicht eingestehen wollen.
Es war schon gegen 22.30 Uhr, als es am 24. Januar an einem Strandkiosk in Rio de Janeiro zu einem Streit kam. Ein Verkäufer diskutierte mit einem Mitarbeiter, es ging wohl um den Lohn für mehrere Tage Arbeit. Moïse Mugenyi Kabagambe, der junge Mitarbeiter, habe dieses Geld an jenem Abend einfordern wollen, so stellt es seine Familie heute dar. Rund 200 Real soll ihm sein Arbeitgeber noch geschuldet haben, umgerechnet weniger als 40 Euro, nicht viel, aber Kabagambe brauchte den Lohn.
Mit elf Jahren war er mit seiner Familie aus der Demokratischen Republik Kongo nach Brasilien gekommen, sie alle hofften auf ein besseres Leben, zumindest aber darauf, Krieg und Gewalt zu entfliehen. Heute erweist sich das als grausame Ironie.
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Moïse Kabagambes Mutter hat der Zeitung Extra aus Rio de Janeiro gesagt, dass ihr Sohn Brasilien immer geliebt habe. Nach ihrer Ankunft habe er schnell Portugiesisch gelernt, Freunde gefunden, eine Arbeit. "Als wir hier angekommen sind, dachte ich, dass alle Brasilianer gute Menschen sind", so die Mutter. "Aber jetzt weiß ich nicht mehr, ob das wirklich so ist".
Wieso an jenem 24. Januar der Streit am Kiosk eskalierte, ist noch nicht klar. Es kamen jedenfalls weitere Männer hinzu, mindestens vier, gemeinsam schlugen sie auf Kabagambe ein, mit Knüppeln und Stöcken. Am Ende lag der 24-Jährige leblos am Boden, Kabagambe starb noch am Tatort, die Täter flohen.