
Shiffrin kämpft nur (noch) mit sich
n-tv
Mikaela Shiffrin sollte bei den Olympischen Spielen in Peking eine Hauptrolle einnehmen. Mindestens zwei Goldmedaillen schienen für die Amerikanerin wahrscheinlich, mehr sogar möglich. Doch die 26-Jährige verliert plötzlich ihre Selbstverständlichkeit - auch im Super-G.
Vor den Olympischen Spielen hätte man auch nicht erwartet, dass der folgende Umstand eine Nachricht ist: Der amerikanische Ski-Superstar Mikaela Shiffrin hat im Super-G das Ziel erreicht. Im dritten alpinen Wettbewerb der Frauen beim größten Sportfest der Welt brachte die 26-Jährige ihren Lauf tatsächlich erstmals zu Ende. Anders als im Riesenslalom und im Slalom, als sie jeweils nach wenigen Sekunden ausgeschieden war. Zwei Fehler, die zum Drama hochgeschrieben worden waren. Nicht völlig zu Unrecht. Denn Shiffrin ist die seit Jahren die beste Skifahrerin der Welt. Kaum eine andere Athletin bringt das Gefühl, die Technik, die Kraft und die mentale Stärke so perfekt zusammen wie sie.
Eigentlich. In den Tagen von Yanqing ist alles anders. Die Amerikanerin, die in sechs Wettbewerben antreten wollte (und das vielleicht auch noch tut), kämpft nicht um Olympiasiege, die Amerikanerin kämpft in diesen Tagen mit sich selbst. Was sie nun an diesem Freitag fühlte, als sie über endlich über die rote Linie gefahren war? Sie hob langsam den Kopf, atmete tief durch. Emotionen im Ziel? Keine. Enttäuschung? Erleichterung? Vielleicht beides. Auf der Strecke wirkte diese brillante Fahrerin verunsichert, zweimal rutschte ihr der Außenski aggressiv weg. Zum Glück blieb das ohne (Sturz)-Folgen.
Nach dem Doppel-Schock, und nichts anderes war es, in den beiden Paradedisziplinen Riesenslalom und Slalom bekannte sie, dass sie nun "vieles infrage stellen" müsse. Eine Ansage, die angesichts ihrer so phänomenalen Karriere eher seltsam klingt. 73 (!) Weltcup-Rennen hat die Frau aus Vail in Colorado bereits gewonnen. Nur eine Frau war in der Geschichte des alpinen Skisports erfolgreicher: die legendäre Lindsey Vonn (77 Siege).
