Setzt Russland in der Ukraine Vakuumbomben ein?
DW
Die Ukraine wirft Russland vor, bei den Angriffen eine sogenannte Vakuumbombe gezündet zu haben. Was weiß man über den Vorfall und welche Folgen hat der Einsatz solcher Waffen?
Hat die russische Armee im Krieg gegen die Ukraine eine Vakuumbombe eingesetzt? Diesen Vorwurf erhob am vergangenen Montag die ukrainische Botschafterin in den USA. Nach einem Treffen mit amerikanischen Abgeordneten sagte Oksana Markarova: "Sie haben heute eine Vakuumbombe eingesetzt, was nach der Genfer Konvention verboten ist."
Vakuumbomben, die auch Aerosolbomben heißen, können eine enorme Hitzewirkung entfalten. Während die meisten herkömmlichen Sprengkörper eine Mischung aus Brennstoff und einem Oxidationsmittel verwenden, um eine Explosion zu verursachen, bestehen Aerosolbomben fast vollständig aus Brennstoff und sind auf Sauerstoff aus der Luft angewiesen, um eine Explosion zu erzeugen. Der Brennstoff wird fein in der Luft verteilt und dann gezündet. Nach der Verpuffung und der Druckwelle tritt eine Vakuumwirkung ein, oder präziser ausgedrückt, eine Phase des Unterdrucks. Die Explosion entzieht der Luft Sauerstoff, weil der Sprengsatz kein eigenes Oxidationsmittel enthält.
Vakuumbomben haben eine enorme Zerstörungskraft. Human Rights Watch zitiert aus einem CIA Papier zur verheerenden Wirkung solcher Waffen. "Diejenigen in der Nähe des Zündpunktes werden vernichtet. Befindet man sich weiter weg, werden wahrscheinlich viele innere und damit unsichtbare Verletzungen verursacht, darunter geplatzte Trommelfelle, schwere Gehirnerschütterungen, geplatzte Lungen und andere innere Organe und möglicherweise Blindheit."
Der US-Fernsehsender CNN berichtet von der Sichtung eines entsprechenden Waffensystems auf russischem Gebiet in der Grenzregion zur Ukraine. CNN-Reporter Frederik Pleitgen teilte auf Twitter ein entsprechendes Video. Dazu schrieb er: "Die russische Armee hat den schweren Flammenwerfer TOS-1, der thermobarische Raketen verschießt, südlich von Belgorod in Bewegung gesetzt."
Belgorad ist eine russische Stadt in der Nähe der ukrainischen Grenze. Auch Frank Sauer von der Universität der Bundeswehr in München bestätigt gegenüber der DW: "Wir wissen, dass entsprechende Waffensysteme der Russen vor Ort sind."