Separatisten in Ostukraine rufen Putin zum militärischen Beistand auf
DW
Nach der Anerkennung der pro-russischen Separatisten-Gebiete in der Ostukraine durch Moskau soll der Kreml nun militärisch Hilfe leisten. Es droht die direkte Konfrontation zwischen russischen und ukrainischen Soldaten.
Die Separatistenführer in der Ostukraine haben den russischen Staatschef Wladimir Putin um militärische Hilfe ersucht. Die Chefs der selbsternannten "Volksrepubliken" Luhansk und Donezk hätten in Briefen um Beistand gebeten, um Angriffe von der ukrainischen Armee abzuwehren, teilte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut der Agentur Interfax in Moskau mit. Grundlage des Ersuchens seien die "Freundschaftsverträge", die Putin und die Separatisten in dieser Woche geschlossen hatten.
Die Staatsagentur Tass veröffentlichte die Schreiben. Laut Tass heißt es dort, es gebe nun eine militärische Aggression seitens der ukrainischen Streitkräfte, es werde Infrastruktur zerstört, darunter Schulen und Kindergärten. "Die Handlungen des Regimes in Kiew zeugen von der Weigerung, den Krieg im Donbass zu beenden", zitiert die Agentur weiter aus den Schreiben der Separatistenführer.
Das ukrainische Außenministerium in Kiew forderte daraufhin eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York. Außenminister Dmytro Kuleba twitterte, das Vorgehen der pro-russischen Separatisten bedeute eine weitere Eskalation der Lage. Das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen will laut Diplomaten noch am Mittwoch (Ortszeit) zum zweiten Mal nach Montag wegen der Krise zusammenkommen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bemühte sich nach eigenen Angaben vergeblich um ein Telefonat mit Putin. "Ich habe heute die Initiative für ein Telefongespräch mit dem Präsidenten der Russischen Föderation ergriffen. Das Ergebnis: Schweigen", sagte Selenskyj in einer in der Nacht zum Donnerstag veröffentlichten Ansprache an die Nation. Nach seinen Worten hat Russland inzwischen etwa 200.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen. Russland könnte in Kürze einen großen Krieg in Europa beginnen.
Putin hatte ein militärisches Eingreifen in der Ostukraine in Aussicht gestellt, sollte er darum gebeten werden. Damit könnten sich erstmals russische und ukrainische Soldaten in dem seit acht Jahren dauernden Konflikt gegenüberstehen.