Selenskyj zieht zur Berlinale-Eröffnung Parallelen zur Berliner Mauer
DW
Zur Eröffnung der 73. Berlinale ruft der ukrainische Präsident Wolodomyr Selenskyj die Kunst auf, sich in die Politik einzumischen. Stille helfe nur dem Bösen.
Als Wolodomyr Selenskyj auf der Videoleinwand erscheint, spannt der ukrainische Präsident zur Eröffnung der 73. Berlinale sogleich einen Bogen vom Krieg zum Film: Er durchbreche gerade die sogenannte vierte Wand - eine Anspielung auf die imaginäre Abgrenzung zwischen Film oder Bühne auf der einen und dem Publikum auf der anderen Seite.
"Das Kino kann diese Barrieren überwinden, echte wie ideologische", sagt Selenskyj, der auf Wim Wenders' Film "Der Himmel über Berlin" verweist, in dem sich Engel über die Berliner Mauer hinweg bewegten. Wo einst die Mauer stand, schlage heute das Herz der Berlinale.
"Heute ist es Russland, das so eine Mauer in der Ukraine errichten möchte - zwischen uns und Ihnen." Kunst und Kultur müssten die Frage beantworten, auf welcher Seite sie stehen wollten: für Zivilisation oder für Tyrannei. "Soll sich das Kino aus der Politik heraushalten?", fragt Selenskyj, und antwortet: "Nicht, wenn es eine Politik der Massenverbrechen, des Mordes und des Terrors ist - die Politik des heutigen Russland."
Still zu sein helfe nur dem "Bösen". Die Berlinale habe sich entschieden, die Ukraine zu unterstützen. Selenskyj zitiert das Motto der ersten Berlinale aus dem Jahr 1951: Schaufenster der freien Welt. "Heute ist die Ukraine eine Festung der freien Welt, die seit einem Jahr standhält."
Zum Auftakt der Eröffnungsgala hatte Berlinale-Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek ein Statement verlesen: "Die Berlinale und alle Filmemacher erklären sich solidarisch mit dem Volk der Ukraine in seinem Kampf für Unabhängigkeit und verurteilen den Angriffskrieg aufs Schärfste."